Wer erinnert sich nicht an die Kindheit mit den Quelle-Katalogen? Wer wie ich im östlichsten Ostwestfalen – einer strukturschwachen Region, die damals weder McDonalds noch große Kaufhäuser in unmittelbarer Nähe kannte – aufgewachsen ist, für den war der Quelle-Katalog eine Quelle unerschöpflicher Konsumfreude.
Meine Mutter war seit Urzeiten eine der sogenannten “Sammelbestellerinnen”. Sie war also bei uns im Dorf die Hauptansprechpartnerin für interessierte Quelle-Besteller und übernahm für diese die Bestellung via Telefon.
Ja, via Telefon! In den 80er Jahren gab es noch kein Internet, und wenn jemand etwas aus den Katalogen bestellen wollte, musste er dies entweder per Brief oder Telefon erledigen.
Weil meine Mutter einen guten Job machte und die Nachfrage nach Quelle-Produkten immer größer wurde, entschied sie sich 1984 zur Eröffnung eines “Quelle-Ladens” (heute würde dieser “Quelle-Shop” genannt werden). Der Laden lief gut und meine Mutter war bei ihren Kunden beliebt. Nach mehr als zehn Jahren als erfolgreiche Geschäftsfrau gab sie die Tätigkeit aus privaten Gründen Mitte der neunziger Jahre auf.
Als Ende der neunziger Jahre das Internet eine immer größere Verbreitung fand, blieb ich ein treuer Kunde des Versandhauses. Besonders die Elektrogeräte der Marke Privileg überzeugten mich durch hochwertige Qualität und Langlebigkeit. Als ich meine erste Wohnung bezog, waren natürlich die Quelle-Hausmarken erste Wahl. Selbstverständlich nahmen wir auch die Dienste des Quelle-Küchenberaters in Anspruch, der uns eine klasse Küche maßgeschneidert plante.
Aber das ist jetzt alles vorbei. Primondo, die Versandsparte des Arcandor-Konzerns, ist zahlungsunfähig. Der Insolvenzverwalter war nicht in der Lage, einen Investor zu finden, so dass Quelle abgewickelt wird. Das Kapitel “Quelle” wird somit bis Ende des Jahres geschlossen werden und damit Geschichte sein.
Danke Quelle, danke für die schöne Zeit. Schade, dass es aufgrund unfähiger Manager und krasser Fehlentscheidungen der vergangenen Jahre nun zu Ende gegangen ist.
Mir tun die Hunderte Beschäftigten von Primondo leid. Teilweise haben sie erst vorgestern von ihrer Kündigung erfahrn und stehen nun vor großen Existenzängsten. Ich wünsche ihnen, dass sie rasch eine Anschlussbeschäftigung finden.