Managementbücher gibt es wie Sand am Meer. Allerdings gibt es nur wenige Bücher, die die Brücke zwischen trockenem Fachbuch und hilfreichem „Hand“buch – im wahrsten Sinne des Wortes – schlagen.
Die meisten Fachbücher langweilen mit zeilenlangen Sätzen, sind gespickt mit Fremdwörtern und verschachtelten Diagrammen, deren Nutzen sich dem Leser auch nach dem wiederholten Anschauen nicht erschließt. Arbeitsbücher hingegen überzeugen durch einen hohen Nutzwert und ein wiederholtes Nachschlagen von interessanten Kapiteln.
Ein Buch, das wirklich mehr als einmal zur Hand genommen wird und als regelrechtes Arbeitsbuch und Nachschlagewerk zu verstehen ist, wurde von Klaus Schuster geschrieben und trägt den Titel „11 Managementsünden, die Sie vermeiden sollten“.
Und schon der Untertitel Wie Führungskräfte sich um Karriere, Verstand, Ehepartner und Spaß bringen macht deutlich, dass es sich bei dieser Lektüre keineswegs um das Vermitteln von staubtrockener Theorie handelt – ganz im Gegenteil!
Bereits im Vorwort fragt Klaus Schuster, wieso manche Manager so gut sind. Und räumt umgehend mit einem weit verbreiteten Irrglauben auf: Sie sind nicht so gut, weil sie Spitzenfähigkeiten haben. Es handelt sich um Spitzenmanager, weil sie viel weniger und weniger gravierende Fehler begehen als andere Kollegen.
Auf über 200 Seiten werden in elf Kapiteln die Todsünden des Managements beschrieben. Und weil Manager sich ungern etwas sagen lassen, vermittelt der Autor nicht die „Do´s“, sondern wendet einen rhetorischen Kniff an: indem er sich genüsslich über die Sünden (die „Don´ts“) auslässt, hält er den Führungskräften einen bissig-ironischen Spiegel vor Augen und zeigt, wie es im täglichen Managen der Herausforderungen im Berufsleben besser nicht laufen sollte.
In den elf Lektionen werden die gesamten Facetten des Führungsalltags behandelt. Von der Work-Life-Balance („Arbeiten Sie sich zu Tode!“) über Kommunikation („Erzählen Sie keinem, was Sie vorhaben“ und „Reden Sie Chinesisch“) über Recruiting („Stellen Sie die falschen Leute ein“) bis hin zur Delegation („Machen Sie am besten alles selbst!“). Außerdem geht es um das immer aktuelle Thema Motivation („Demotivieren Sie Ihre Mitarbeiter“), die oft beschworene Emanzipation („Setzen Sie Frauen nur zum Kaffeekochen ein“) sowie um Moral und Ethik („Seien Sie ein gewissenloser Schuft“).
Es war ein regelrechtes Vergnügen, das Buch zu lesen. Prägnante Elemente sind farbig hervorgehoben. Jedes Kapitel endet mit “Das Kapitel auf einen Blick” in einer kurzen Zusammenfassung und einem Alltags-Test, mit dem das eigene Führungsverhalten reflektiert werden kann. Und jedes Kapitel bot mir eine Spielwiese zur Reflexion meines eigenen Führungsverhaltens und hat mir neue Perspektiven eröffnet. Insbesondere die Ausführungen zur Kommunikation, Motivation und Delegation haben mich nachhaltig beeindruckt und bieten mir einen großen Mehrwert.
Weniger gelungen und zum Ende eher zäh habe ich die letzten beiden Kapitel zur Emanzipation („Frauen und Kaffeekochen“) und Moral und Ethik im Beruf („Schuft sein“) empfunden. Die Xenophobie, die unserer Gesellschaft unterstellt wird, konnte ich genauso wenig teilen wie die Statements zur Korruption im Berufsleben, bei denen Klaus Schuster eine Lanze für die Moral bricht, die kein Luxus, sondern der Schlüssel zu einem erfüllten Dasein ist. Das klingt für mich arg konstruiert und mag aber auch daran liegen, dass ich beruflich bislang keine Berührungspunkte mit diesem dunklen Aspekt der Wirtschaft hatte.
Klaus Schuster hat ein kurzweiliges Buch geschrieben, das nach dem Kauf sicherlich nicht nur einmal gelesen wird und dann für alle Zeiten im Bücherschrank verschwindet. Stattdessen ist es dem Berater und Coach gelungen, Management und Führung von einer ganz anderen Seite zu beleuchten und unter Beweis zu stellen, dass Wirtschaftsliteratur nicht nur aus trockener Theorie bestehen muss.
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