Nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft 2011 sind viele Bücher über Borussia Dortmund erschienen. “Helden in Schwarz-Gelb” passt eigentlich nicht in diesen Reigen.
Das Buch des renommierten Journalisten Felix Meininghaus, der unter anderem für die 11 Freunde, den Tagesspiegel in Berlin, die Financial Times in Hamburg und die Frankfurter Rundschau journalistisch tätig ist, war schon weit im voraus für Mai 2011 zur Veröffentlichung geplant.
Also bereits zu einem Zeitpunkt, als die Dortmunder Meisterschaftsträume noch als zartes Pflänzchen Hoffnung herangewachsen sind. Der freudigen Aktualität geschuldet, wurde das Buch dann um den Sonderteil “Deutscher Meister 2011” ergänzt.
Der bei der Konzeption des Bandes nicht geplante Sonderteil zur Deutschen Meisterschaft wird mit der Überschrift “Wir sind alle Dortmunder Jungs” eingeleitet, umfasst die ersten siebzehn Seiten und lässt in großformatigen Bildern (teilweise doppelseitig) die Emotionen des Frühjahrmärchens 2011 aufleben. Kevin Großkreutz beim Feiern mit der Gelben Wand, Shinji Kagawa beim Torjubel in der GEsindel-Turnhalle und Mario Götze mit der Huldigung für Dede im Spiel gegen Hannover sind nur einige Highlights der gelungenen Aufnahmen dieser in jeder Hinsicht einmaligen Spielzeit.
Danach beginnt der Reigen der “Helden in Schwarz-Gelb – Borussia Dortmunds größte Spieler”. Auf mehr als 120 Seiten werden nicht weniger als sechzig Borussen alphabetisch – von A wie Addo über I wie Immel bis Z wie Zorc – vorgestellt, die den Ballspielverein in seiner Vereinsgeschichte geprägt haben.
Auf mindestens einer Seite – manche Spieler werden auch auf einer Doppelseite präsentiert – wird jeder Akteur mit Foto und Statistik (Geburtsdatum, Vertragsdauer und Bundesligaspiele für den BVB sowie errungene Erfolge und Spitzname) vorgestellt, mit Anekdoten gewürzt und porträtiert.
Einige Texte haben bei mir für Aha-Momente gesorgt und Erinnerungen an längst vergangene Zeiten geweckt. Fragte ich mich anfangs, wieso Otto Addo (1999 bis 2005 bei Borussia) in die Helden-Galerie aufgenommen worden, war ich nach der Lektüre schlauer. Wer kann sich noch daran erinnern, dass der Dunkelhäutige gegen Austria Wien im September 2003 einen Treffer trotz eines Kreuzbandrisses erzielt hat?
Oder dass Stefan Klos der bis dato erfolgreichste Torhüter der Borussia ist? Wer kennt Stürmer Jan Koller als Torhüter? Schließlich war der Tscheche im November 2002 letzter Mann beim BVB, nachdem Jens Lehmann in der 67. Minute bei Bayern München des Feldes verwiesen worden und alle drei Wechsel bereits über die Bühne gegangen waren. Wer kennt Herbert Sandmann, der 1949 der erste Borusse war, der zu den Knappen ins benachbarte Gelsenkirchen wechselte?
Sicherlich ist die Einschätzung der größten Spieler subjektiv und nicht jeder Borussen-Fan wird mit der Auswahl von Felix Meininghaus konform gehen. Dem Journalisten ist aus meiner Sicht eine gute Mischung aus alten und neuen Helden gelungen, die den Verein Borussia Dortmund in den vergangenen Jahrzehnten geprägt haben.
Meininghaus hat den medialen Scheinwerfer dabei nicht nur auf die absoluten Superstars der Neuzeit wie Stephane Chapuisat, Jürgen Kohler, Marcio Amoroso, Jens Lehmann und Matthias Sammer gerichtet, sondern erzählt auch von den stillen Helden wie August Lenz, Helmut Bracht, Lothar Huber, Günter Kutowski, Murdo Mc Leod und Aki Schmidt, die als Baumeister des Erfolgs in den fünfziger und sechziger Jahren gelten.
Für mich persönlich ist das Buch auch ein historischer Ausflug in die Anfänge meiner Liebe für Borussia Dortmund Anfang der neunziger Jahre. Es ist ein schönes Gefühl, sich an Spieler von damals wie Wolfgang “Teddy” de Beer, Frank Mill, Murdo Mc Loud, Flemming Povlsen und Günter Kutowski zu erinnern. Spieler, die viel für den Verein geleistet haben, als noch nicht jeder Ballkontakt ausgewertet und jede Partie minutiös analysiert worden ist, sondern die Arbeit “auffem Platz” im Vordergrund stand.
Das Fazit
Das Buch aus dem Delius Klasing Verlag ist ein Pflichtkauf für alle, die sich mit der Geschichte und den Spielern von Borussia Dortmund eingehender beschäftigen möchten und einen interessanten Querschnitt der “Helden in Schwarz-Gelb” für den Bücherschrank suchen.
21. Juni 2011 um 12:37
Ist da auch Lothar Geißler drin? Von dem habe ich nämlich noch ein original unterschriebenes Foto. 🙂
21. Juni 2011 um 13:24
Nein, der hat es leider nicht in das Buch geschafft 🙂