Der Führungskräfte-Coach Klaus Schuster versteht es, pointierte und fokussierte Management-Ratgeber zu schreiben, die dem Leser einen echten Mehrwert bieten.
Beschäftigte sich sein Erstlingswerk “11 Managementsünden, die Sie vermeiden sollten: Wie Führungskräfte sich um Karriere, Verstand, Ehepartner und Spaß bringen” noch um die Don’ts im Management-Alltag, widmet sich der Coach in seinem zweiten Buch “Der freche Vogel fängt den Wurm” den vielen Facetten der Frechheit im Manageralltag und wie sich diese Frechheit – richtig angewendet – auch auszahlt.
Trauen, trauen, trauen – das “Trau Dich”-Prinzip zieht sich durch die mehr als 200 Seiten des Ratgebers und animiert damit zum zivilen Ungehorsam der Führungskraft. Nach dem Studium aller Kapitel sind es nicht weniger als achtzehn Trau Dich-Botschaften, die – richtig angewendet – das Manager-Leben erheblich erleichtern können.
Angefangen vom ersten Kapitel (“Lass nicht locker! Sei lästig!”) über den befohlenen Ungehorsam (“Vergiss den Vorstand!”) in Kapitel zwei geht es schrittweise weiter auf der “Ich probiere etwas Neues”-Leiter. Dazu gehört auch falsch angewendeter Perfektionismus, der im dritten Kapitel (“Mach’s dir leicht!) das Thema ist.
Klaus Schuster ist der Dale Carnegie der Manager
Dale Carnegie und Klaus Schuster haben auf den ersten Blick wenig gemeinsam. Doch wie der Amerikaner, der im letzten Jahrhundert vermeintlich platten Slogans (“Sorge dich nicht, lebe”) neues Leben eingehaucht hat, versteht es der ehemalige Banker, vermeintlich auf der Hand liegendes zu thematisieren.
Das wird insbesondere in dem vierten Kapitel (“Sei persönlich”) deutlich, in dem vermeintliche Selbstverständlichkeiten im Umgang mit den Angestellten zusammengetragen werden. Sei es mit dem “Management by walking around” oder der Maxime “nichts Sachliches mehr ohne etwas Persönliches”. Schuster fordert die Manager auf, mehrere Prisen Persönlichkeit in ihr Handeln einzubringen und weniger objektbezogen zu agieren.
Klaus Schuster hat auch mich manipuliert
Und auch ich bin unfreiwillig ein “Opfer” seiner Management-Maxime geworden. Wie in dem Kapitel 4 (“Sei persönlich!”) ist es Klaus Schuster gelungen, mich gründlich und sorgfältig mit seinem Ratgeber zu beschäftigen und die Rezension zu verfassen.
Wie ihm das gelungen ist? Ganz einfach: mit einer persönlichen Widmung in seinem Buch, das er mir als Rezensionsexemplar gesendet hat, und mit einer handsignierten, persönlichen Visitenkarte. So einfach geht’s.
Im sechsten Kapitel fordert er: “Schmeiß den MBA weg!” und kritisiert den “Mist, den Manager lernen”. Dazu zählt auch ZDF – und damit ist nicht das Zweite Deutsche Fernsehen, sondern das Fokussieren auf Zahlen, Daten und Fakten gemeint. Schuster konstatiert, dass zu viele Manager ihren Titel wie einen Schutzschild vor sich hertragen und auf Titel, Krawatte und Anzug setzen, um stärker zu wirken.
Doch dieser Weg ist ein Irrweg. Vielmehr soll doch gelten: wer die Macht hat, braucht sie nicht zu zeigen. Gleiches gilt für die leider immer noch inflationär verwendete Anglizismen und Fachchinesisch, das die wenigsten Angestellten verstehen – weniger ist auch hier mehr und klare und einfache Kommunikation, also Klartext, der Schlüssel zum Erfolg.
Netzwerken – aber richtig
Im siebten und letzten Kapitel singt Schuster das Hohelied auf das Netzwerken (“Verplemper deine Zeit!”) und beweist, wie wertvoll das Kontakte knüpfen ist. Und er erklärt, wo die Zeit für das Netzwerken an anderer Stelle eingespart werden kann: bei nutzlosen Meetings, bei Routinetätigkeiten und anderen wenig sinnstiftenden administrativen Tätigkeiten.
Jedes Kapitel endet mir einer “Auf den Punkt gebracht”-Zusammenfassung, die die wesentlichen Kernaussagen wiederholt. Der große Nutzen des Buches sind die zahlreichen Beispiele aus der Praxis, die Schuster einfließen lässt. Daran wird deutlich, dass der Autor weiß, wovon er schreibt und dass seine Ratschläge und Hinweise wirklich praxiserprobt sind.
Mit dem “Trau-dich!-Assistent” endet das Buch und gibt damit eine kompakte Zusammenfassung des Gelesenen und Gelernten, damit die neuen Impulse in die eigene Managementstrategie eingearbeitet werden kann.
Mein Fazit
“Der freche Vogel fängt den Wurm” hat mich von Beginn an gefesselt – und erst wieder losgelassen, als ich alle 222 Seiten gelesen habe. Dass ich die sieben Kapitel innerhalb eines Tages regelrecht verschlungen habe, lag nicht nur an meinem Urlaub, sondern daran, dass es einfach Spaß gemacht hat, den Ausführungen von Klaus Schuster zu folgen und mir zahlreiche Gedankennotizen zu machen, was ich als Chef verbessern kann.
Das Buch richtet sich weniger an Führungskräfte-Einsteiger, sondern mehr an geübte Führungskräfte, die in diesem Buch viel Neues lernen können und gezielte Ansätze zur Reflektion des eigenen Management-Verhaltens bekommen. Aber auch die Führungs-Frischlinge werden Freude an dem Werk finden, das mehrmals an die “Traute” der Vorgesetzten appelliert.
Doch wie bei so vielen Dingen im Leben ist es auch bei “Der freche Vogel fängt den Wurm“: der Autor kann noch so viele Ratschläge und Hinweise geben – ausprobieren muss es jeder selbst.
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