Der Pokalkracher des Achtelfinales im DFB-Pokal beschert dem Deutschen Meister eine Reise in die Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens zu Fortuna Düsseldorf.
Nicht weniger als 27 Pflichtspiele hat der Deutsche Meister in der bisherigen Saison absolviert. Und das Pokalspiel beim Tabellenführer der zweiten Bundesliga soll ähnlich erfolgreich wie das letzte Auswärtsspiel in der Bundesliga beim SC Freiburg laufen.
Das Verletzungspech lässt den BVB auch im letzten Spiel des Jahres 2011 nicht los. Felipe Santana konnte nach seiner Verletzung im Breisgau nicht auflaufen und wurde von Patrick Uwe Owomoyela ersetzt. Der Einsatz von Marcel Schmelzer war bis kurz vor Spielbeginn noch fraglich. Am Ende musste Schmelzer passen und für ihn rutschte Chris Löwe in die erste Elf. Doch damit nicht genug. Knapp vor dem Anpfiff erwischte es auch noch Shinji Kagawa. Der Japaner musste mit Magenbeschwerden passen, für ihn spielte Lucas Barrios von Beginn an.
Für Fortuna Düsseldorf war es das Spiel des Jahres. Mit einer beeindruckenden Choreografie vor Spielbeginn erinnerten die Rot-Weißen an die glorreichen Jahre 1979 und 1980, als die Rheinländer im DFB-Pokal siegreich gewesen sind. Vor ausverkauftem Haus war alles für einen packenden Pokalkampf unter der Leitung von Schiedsrichter Manuel Gräfe angerichtet.
Die erste Chance des Spiels hatte Lucas Barrios mit einem Kopfball auf Flanke von Kevin Großkreutz (4.). Auch mit dem Kopf war Jakub Blasczykowski brandgefährlich, doch sein Kopfstoß konnte entschärft werden (8.). Trotz der drei Änderungen an der Mannschaft spielte der BVB gefällig, während den Fortunen eine gewisse Anfangsnervosität nicht abzusprechen war.
Es dauerte bis zur 13. Minute, als die Düsseldorfer in Person von Routinier Sascha Rösler das erste Mal gefährlich vor Roman Weidenfeller aufgetaucht sind. Danach waren die Hausherren mutiger und es entwickelte sich ein munteres Spiel mit Torgelegenheiten auf beiden Seiten. Für das nächste Ausrufezeichen sorgte Robert Lewandowski, der aus gut 25 Meter volley abgezogen hat – der Ball wurde zur Ecke geklärt.
Fortuna Düsseldorf hatte den Führungstreffer in der 28. Minute auf dem Fuß, aber Weidenfeller konnte ebenfalls zur Ecke klären. Nur eine Minute später kam Maximilian Beister, an dem Borussia Dortmund angeblich stark interessiert ist, zu einer weiteren guten Gelegenheit. Eine möglicherweise spielentscheidende Szene in der 34. Minute. Owomoyela kam zu spät gegen Sascha Rösler und foulte den Düsseldorfer. Mit gelb-roter Karte musste “Uwe” den Platz verlassen und Borussia Dortmund die -mindestens – verbleibenden 66 Minuten in Unterzahl agieren.
Somit musste der BVB erneut einen rechten Verteidiger aus dem Hut zaubern. Kevin Großkreutz übernahm die Aufgabe und sollte sicherstellen, dass in der Abwehr nichts anbrennt – neben Lukas Pisczek, der sich von nun an als Innenverteidiger verdingte. Den Dortmundern stand ein heißer Pokalfight bevor. Der Bruch im Spiel des Bundesligisten war unübersehbar und es galt, sich in die Halbzeitpause zu retten. Kurz vor dem Halbzeitpfiff hatte Lucas Barrios das 1:0 auf dem Fuß, doch der Paraguayer verstolperte die Gelegenheit leichtfertig.
In der zweiten Halbzeit sprach außer der Routine wenig für die Gäste aus Westfalen, Fortuna Düsseldorf war in Überzahl der klare Favorit. So lief auch die Anfangsphase nach dem Seitenwechsel. Und ruppiger wurde das Spiel auch. Insbesondere die Fußballer aus der Landeshauptstadt fielen durch übertriebene Härte auf und kassierten einige Verwarnungen vom Unparteiischen.
Borussia Dortmunds Abwehrbollwerk hielt lange Zeit. Die Schwarz-Gelben kamen gelegentlich zu Konterchancen, die allerdings zu selten waren. Das Chancenplus lag zweifelsfrei auf Seiten der Düsseldorfer. Insbesondere Lucas Barrios enttäuschte auf der ganzen Linie und sah im Vergleich mit Robert Lewandowski sehr, sehr blass aus. Ivan Perisic, der Mann für die wichtigen Tore, wurde folgerichtig von Jürgen Klopp in der 74. Minute für Barrios eingewechselt.
Historisches tat sich nach 80 Minuten. Für Chris Löwe wurde Florian Kringe eingewechselt. Der Kringe, der bislang keinen Platz in den Planungen von Klopp hatte, und dessen Glück das Dortmunder Verletzungspech der letzten Wochen war. Mit Glück und Geschick rettete der Deutsche Meister das torlose Unentschieden über die Zeit und qualifizierte sich damit für zweimal fünfzehn Minuten in der Verlängerung.
Die Verlängerung lief nicht mal zwei Minuten und schon musste Roman Weidenfeller das dritte Mal in höchster Not das 0:1 verhindern. Und es war auch Weidenfeller, der das 0:1 in der 98. Minute verhindert hat, als Lukas Pisczek seinen eigenen Torwart mit einem unbeabsichtigten Kopfball arg in die Bredouille gebracht hat. Ohne den Teufelskerl Roman Weidenfeller wäre das Achtelfinale bereits verloren gewesen für Schwarz-Gelb.
Florian Kringe hätte in der zweiten Hälfte der Verlängerung zum Pokalheld werden können. Doch der Blonde wartete zu lange und blieb erfolglos vor dem Tor (107.). In Unterzahl blieben die Dortmunder bei Kontern brandgefährlich, doch ein Torerfolg stellte sich nicht ein. Ich war mit den Nerven am Ende -wenn ich mich innerlich auch bereits mit einer Pokalniederlage abgefunden hatte. Mit den ganzen Verletzten und dem dummen Platzverweis von Patrick Owomoyela war mehr nicht drin an diesem Pokalabend.
In der 112. Minute habe ich getwittert und gefacebooked, was wirklich wichtig ist:
Scheißegal, wie das Spiel heute ausgeht. Ich bin stolz auf meinen #BVB!
Und nichts anderes zählt. Mit diesem Wissen konnte ich ganz entspannt in das bevorstehende Elfmeterschießen gehen. Kurz nach 23 Uhr war es dann soweit. Nach 120 torlosen Minuten musste das Glücksspiel, musste das Elfmeterschießen entscheiden.
Weil die Dortmunder Elfmeter-Erfolge nicht wirklich nennenswert sind, habe ich keine großen Hoffnungen in das Shoot-Out gesetzt. Alles andere als eine Niederlage wäre eine Überraschung. Und so lief das Elfmeterschießen im Achtelfinale des DFB-Pokals zwischen Fortuna Düsseldorf gegen Borussia Dortmund:
Düsseldorf tritt an, trifft – 1:0
Mats Hummels tritt an, trifft – 1:1
Düsseldorf tritt an, trifft – 2:1
Jakub Blasczykowski tritt an, trifft – 2:2
Aber Manuel Gräfe lässt wiederholen, weil der Düsseldorfer Torhüter nicht auf der Linie stand
Jakub Blasczykowski tritt erneut an, trifft – 2:2
Düsseldorf tritt an, und verschießt – 2:2
Aber Manuel Gräfe lässt erneut wiederholen, weil er nicht mehr alle Latten am Zaun hat…
Düsseldorf tritt erneut an, trifft – 3:2
Sebastian Kehl tritt an, trifft – 3:3
Düsseldorf tritt an, Roman Weidenfeller hält! – 3:3
Ilkay Gündogan tritt an, trifft – 3:4 D
üsseldorf tritt an, trifft – 4:4
Und dann hat es Ivan Perisic in der Hand, den Pokaltriumph zu holen.
Und er versenkt den fünften Schuss routiniert.
Danke, Roman Weidenfeller. Du bist der Pokalheld!
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