Ich gehe durch den Hauptbahnhof in Düsseldorf und sehe eine Reinigungskraft, die erst die Müllbehälter leert und anschließend das Gefäß sorgfältig mit einem feuchten Tuch von außen säubert. Noch nie habe ich mir Gedanken darüber gemacht, dass solche Säuberungsaktionen auch wichtig sind. Auf dem Weg ins Büro denke ich über den jungen Mann nach. Ist er ein Familienvater, der seine Kinder mit seinem kargen Lohn mehr schlecht als recht durchbringen kann? Wie sieht es mit einer Partnerin aus? Kann sie sich den ganzen Tag um ihren Nachwuchs kümmern oder muss sie mehrere schlecht bezahlte Jobs erledigen, um die knappe Kasse aufzubessern? Wird wird bei ihm Weihnachten gefeiert? Ist es ein frohes Fest? Oder spielen Sorgen an diesem feierlichen Tag eine Hauptrolle und lassen erst gar keine Besinnlichkeit aufkommen?
Ich gehe durch den Hauptbahnhof in Düsseldorf und sehe einen alten Mann mit grauen, gepflegten Haaren. Seine Kleidung ist sauber, weist aber darauf hin, dass es ihm an dem Nötigsten womöglich fehlt. Aber er strahlt dennoch von innen und wirkt auf mich wie eine starke Persönlichkeit. Was sein Gesamtbild stört, ist die Traurigkeit, die sein Gesicht verströmt. Melancholie liegt in seinem Blick. Traurigkeit. Womöglich Trauer? Ich denke über das Leben des Mannes nach, den ich vorher noch nie gesehen habe und den ich nicht kenne. Was bewegt ihn? Was ist ihm wichtig? Ist er glücklich? Hat er Kinder? Womöglich auch Enkelkinder? Wie wird er den Heiligen Abend und die Weihnachtstage verbringen? Sitzt er allein zuhause? Zieht er einsam durch die Straßen der Großstadt?
Ich gehe durch den Hauptbahnhof in Düsseldorf und sehe die alte Frau mit den großen IKEA-Beuteln. Sie sammelt in den Taschen Pfandflaschen. Große und kleine Flaschen. Unversehrte und angedetschte Flaschen. Sie muss darauf achten, dass das Etikett mit dem Scan-Feld auf den Flaschen enthalten und unversehrt ist, denn ansonsten bekommt sie kein Pfandgeld ausgezahlt.
Ich lese abends einen Tweet einer jungen Frau. Sie schreibt auf Twitter “… Merke gerade, wie sehr mich diese Weihnachtszeit belastet. Mein 2. Weihnachten allein, für mich als absoluter Familienmensch sehr schwer. Aber das ist wohl mein ganz persönliches Schicksal, das mich momentan leider etwas prägt. Ich wünsche Euch frohe Weihnachten und ganz schöne Tage im Kreise eurer Liebsten. Genießt die Zeit und bleibt gesund. Hoffe, ihr bleibt mir erhalten. Bis demnächst.”
Vier Menschen, vier Schicksale, vier Lebensgeschichten von zwei Männern und zwei Frauen, denen es nicht so gut geht wie mir. Die nicht wissen, was das Leben noch für Überraschungen für sie bereit hält. Und drei Menschen, an die ich heute am Tag des Heiligen Abend denke. Auch damit mir bewusst wird, wie unnötig oftmals meine Gedanken sind, die ich mir mache.
Ich wünsche Euch frohe und besinnliche Weihnachtstage.
24. Dezember 2011 um 08:56
Sehr schön geschrieben Marc. Und sehr aufmerksam beobachtet.
Wir haben eine gute Freundin, deren Job es ist, solchen Menschen zu helfen. Gerade vor Weihnachten finde ich die Erkenntnis, wieviel Armut in nächster Nähe zum Überfluss hier herrscht, unerträglich.
Bitte ruhig mehr Artikel der persönlichen Kategorie!
26. Dezember 2011 um 09:48
Es ist sehr Schade das Weihnachten nicht überall schön ist. Viele gehen arbeiten , viele können sich mal nicht ein Essen leisten. Es nervt mich wenn der Einzelhandel jammert das die Umsätze nicht toll waren. Man muß doch nicht riesengeschenke machen. Es kommt darauf an das Sie von herzen kommen und wenn Sie nur 5 Euro kosten aber man hat sich um die Person gedanken gemacht. Die ganze Konsumwelt nervt mich an dabei sind die Menschen viel wichtiger. Also die 3 X box oder sonst was. ich mag weihnachten bei der Familie das tolle Essen und die Gespräche das ist wichtig . Wir schauen auch das wir das so machen das wir überall sind und uns Zeit für die Menschen nehmen die uns wichtig sind .