Endlich war es soweit: der Bundesliga-Gipfel zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München wurde um 20 Uhr angepfiffen. Die Partie wurde in mehr als 200 Länder übertragen.
Schon Stunden vor dem Anpfiff war ich super-nervös und konnte meine Aufregung kaum in Zaum halten. Sollte dem BVB wirklich der vierte Sieg in Folge gegen den FCB gelingen? Auf alle Fälle setzte Jürgen Klopp wieder auf Kevin Großkreutz anstelle von Ivan Perisic, der gegen Wolfsburg von Beginn an mitwirken durfte. Überraschend nicht im Kader war Mario Götze, der gesundheitlich noch nicht auf der Höhe gewesen ist.
Mehr als 450.000 Tickets hätte die Borussia für das Schlagerspiel des 30. Spieltags absetzen können, doch mehr als 80.000 Zuschauer fasst das Westfalenstadion nicht. Meine Aufregung legte sich erst mit dem Anpfiff der Begegnung, als die 22 Akteure um die Vorherrschaft im deutschen Fußball kämpfen konnten – so sah es zumindest ein Teil der Medien, die dieses Spiel – bei dem es übrigens auch nur drei Punkte zu vergeben gibt – so hochgejazzt hatten.
Schon während der ersten Zeigerumdrehung wurde Roman Weidenfeller erstmals von Torjäger Mario Gomez geprüft. Doch Jakub Blasczykowsky hatte nur 45 Sekunden später für den BVB den Führungstreffer auf dem Fuß – die erste Großchance des Spiels. Chancen im Doppelpack gab es in der sechsten Minute für Dortmund: erst wurde ein Handspiel von Gustavo nicht geahndet und dann konnte Manuel Neuer mehrmals hervorragend gegen Lewandowski und sogar zweimal gegen Kagawa retten.
Und in der 25. Minute war es erneut der Japaner, der sich im Strafraum geschickt durchsetzen, aber das runde Leder erneut nicht ins Netz bringen konnte. Die ersten 25 Minuten gingen klar an die Schwarz-Gelben, die das Spiel deutlich dominierten. Die Gäste konnten sich bei Neuer bedanken, dass es zur Hälfte der ersten Halbzeit noch torlos unentschieden stand.
Die erste Chance der Münchener gab es in der 29. Minute, als Toni Kroos’ Schuss knapp am Tor vorbeigesegelt ist. Bis dahin überzeugten die Roten eher mit Harmlosigkeit und Ideenlosigkeit, während der BVB das Spiel bestimmte. Nach 37 Minuten traf der BVB zum gefühlten 50. Mal Aluminium: Robert Lewandowski hatte zu genau gezielt und die Bayern ihren bekannten Bayern-Dusel auf ihrer Seite. Es war zum Haare raufen, dass die haushohe Überlegenheit der Borussia nicht in Tore umgemünzt wurde.
Das 0:0 zur Halbzeit war höchst schmeichelhaft für den FCB. Dortmund war deutlich überlegen und hätte mindestens mit 1:0 führen müssen. Die einzigen gefährlichen Aktionen des Rekordmeisters entstanden bei Eckbällen. Zumindest war es also aus Borussias Sicht ein echtes Spitzenspiel, während München auf der ganzen Linie enttäuschte. Doch die Vergangenheit lehrt, dass dem FC oftmals eine Torchance reicht, um eine solche Partie zu drehen.
Ohne Auswechslungen begann die zweite Halbzeit, die der BVB in Richtung der gelben Wand auf der Südtribüne absolvierte. Lukas Pisczek (48.) und erneut Kagawa (51.) setzten bereits wenige Minuten nach dem Wiederanpfiff erste Akzente. Die Gäste kamen verbessert aus der Kabine und wollten die Harmlosigkeit der ersten 45 Minuten vergessen machen. Mehrere Male kam die Elf von Jupp Heynckes gefährlich vor der Dortmunder Tor.
Die Dortmunder hingegen ließen den Bayern im Vergleich zur ersten Halbzeit deutlich mehr Platz als in den ersten 45 Minuten und mussten teilweise erstaunt Augenzeuge werden, wie die Fußballer von der Isar den Ball durch die eigenen Reihen jagten. 72 Prozent Ballbesitz in der ersten Viertelstunde nach dem Seitenwechsel waren eine deutliche Angelegenheit. Und je länger die zweite Hälfte andauerte, umso mehr zitterte ich um den Sieg bzw. das Unentschieden, denn Dortmund fand quasi überhaupt nicht mehr statt.
Die zweite Halbzeit war ein Spiegelbild der ersten Hälfte. Die Münchener bestimmten das Spiel und Dortmund konnte nur noch reagieren. So dominant der BVB vor dem Seitenwechsel war, so dominant war der FCB ab der 46. Minute im Westfalenstadion. Trainer Klopp reagierte auf die Ideenlosigkeit seiner Truppe mit einem Doppelwechsel in der 74. Minute. Moritz Leitner und Ivan Perisic wurden für Shinji Kagawa und Ilkay Gündogan ins Spiel gebracht.
Und der Wechsel zeigte Wirkung. In der 77. Minute führte Leitner eine Ecke kurz aus, der Ball kam zu Perisic, der auf’s Tor abgezogen hat und Lewandowski lenkt das Leder unhaltbar zum 1:0 in die Maschen. Borussia Dortmund führte und das Westfalenstadion bebte.
Doch Schwalbenkönig Arjen Robben sorgte für die Gelegenheit zum Ausgleich, als er in der 86. Minute von Roman Weidenfeller im Strafraum gelegt worden ist. Aber es gibt einen Fußballgott, denn Weidenfeller hechtete in die richtige Ecke und konnte den Elfmeter halten. Es blieb beim 1:0 für Borussia (87.). Sofern es bei diesem knappen Erfolg des BVB bleiben sollte, wird dies die Schlüsselszene der Begegnung sein.
Das Spiel wogte jetzt hin und her und war jetzt eine echte Spitzenbegegnung. Kuba wurde in der 89. Minute gegen Patrick Owomoyela ausgetauscht und Jürgen Klopp wollte damit das Spiel beruhigen. Der BVB musste noch zwei Minuten Nachspielzeit überstehen, ehe der Sieg unter Dach und Fach war. Und fast hätte es noch mit dem Münchener Ausgleich geklappt: Neven Subotic knallte den Ball mit dem Kopf an die eigene Latte und auch Robben konnte freistehend nicht einnetzen. Was für ein Spiel!
Und in der 92. Minute gab es den zweiten Aluminiumtreffer für Schwarz-Gelb, als Lewandowski wiederum nicht für die Vorentscheidung sorgen konnte. Wie schon im Hinspiel in München siegte Borussia Dortmund mit dem knappsten aller Ergebnisse.
Dortmund ist nun mit sechs Punkten Vorsprung in der Tabelle vorn und noch nie hat eine Mannschaft nach dem 30. Spieltag solch ein komfortables Punktepolster hergeschenkt. Ob der BVB diese Statistik bestätigen kann? Die nächsten vier Spieltage werden es zeigen.
11. April 2012 um 23:18
Ich bin fast gestorben. Jetzt aber “nur” heiser und überglücklich. Ein Hammerspiel! Ein hammer BVB. Jetzt darf man auf alles hoffen.
“Leuchte auf mein Stern…”
12. April 2012 um 08:17
Glückwusch zum Sieg. Aus meiner Sicht wäre ein Remis leistungsgerechter gewesen, aber man sollte Holländer halt keine Elfer schiessen lassen. Das mit dem Schwalbenkönig ist nicht korrekt. Den Elfer kann man geben. Der Schwalbenkönig Nr. 1 spielt ja nächstes Jahr bei euch (Reus).
Zur Meisterschaft gratuliere ich erst nach dem Wochenende, weil seit 2001 ja im Fussball alles möglich ist 🙂
12. April 2012 um 08:30
Ich glaube auch erst an den Titel, wenn rechnerisch nichts mehr schief gehen kann. Insbesondere das Derby wird den BVB am Samstag alles abverlangen.
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13. April 2012 um 22:44
Dortmund wird sich das wahrscheinlich nicht mehr nehmen lassen, auch wenn noch mindestens ein schweres Spiel (das Derby :)) ansteht. Klasse Fang von Weidenfeller bei dem Elfer…
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