Eltern haben es nicht einfach: sobald die Kinder aus dem Gröbsten heraus sind und der Start in Kindergarten und Grundschule geglückt ist, warten die nächsten Herausforderungen auf die Erziehungsberechtigten. Ich weiß, wovon ich rede.
Während die Nutzung von iPad, Smartphone & Co. für viele Heranwachsende immer mehr zur Selbstverständlichkeit wird – und teilweise bereits im Kindergartenalter beginnt -, sind soziale Medien erst ab der dritten Klasse ein Thema. Mein ältester Sohn konfrontierte mich erst kürzlich mit der Frage, ob und wann er bei Facebook starten dürfe. Dieses Frage kam übrigens vor der Frage nach einer eigenen E-Mail-Adresse und zeigt den Stellenwert von Mark Zuckerbergs sozialem Netzwerk auf deutschen Schulhöfen in einer Prägnanz, die ihresgleichen sucht.
Als nicht unkundiger Internetnutzer, der Ende des letzten Jahrhunderts die ersten unsicheren Schritte via 56k-Modem im Netz unternommen hat, war eine Antwort auf diese Frage mit einer Gegenfrage nicht schwierig: “Wieso willst Du bei Facebook sein?” Genauso schlau war die Antwort: “Weil Pascal, Niklas, Leonie und Sophie dort sind”. Diese Replik löste meine nächste Frage nach dem Sinn von Facebook aus: “Und was machen Niklas, Leonie, Pascal und Sophie bei Facebook?” – “Sie gucken Videos und schreiben sich Nachrichten”, lautete die Antwort meines Neunjährigen, der erst kürzlich bei YouTube unter Eingabe des Suchwortes “Balotelli” die Schwierigkeiten des italienischen Stürmerstars mit einem Trainingsleibchen entdeckt hatte.
Nun ja, mein Sohn hatte eine recht konkrete Vorstellung von dem oft als Datenkrake geschmähten Unternehmens und das erstaunte mich ein wenig. Andererseits bewahrheitete sich die These, dass die Schule in beide Richtungen prägt – sowohl positiv als auch negativ. Ich hatte nicht erwartet, dass der Wunsch nach dem Beitritt zu einem sozialen Netzwerk schon so früh entsteht. Allerdings wird weniger der eigentliche Nutzen als vielmehr das “dabei sein” und das Ausprobieren im Vordergrund gestanden haben.
Nichtsdestotrotz war das für mich der Aufhänger, mich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Denn während ich schon recht früh bei Facebook am Start gewesen bin und vieles durch learning by doing erforscht habe, ist die Herausforderung bei den ersten Schritten mit meinem Sohn eine andere. Es geht um Aufklärung über die Möglichkeiten und auch die Gefahren des mächtigen Dienstes, über das Lernen der Funktionen und den behutsamen Umgang mit Informationen sowie insbesondere das Thema Privatsphäre.
Die Literatur zu diesem Thema ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen, wie ein Blick auf die Trefferliste bei amazon.de zeigt. Nicht weniger als 1.064 Bücher (Stand: 09.07.2012) sind dort zu dem Thema Facebook verzeichnet. Doch nur wenige Autoren wenden sich mit ihrer Lektüre speziell an Eltern. Das aktuelleste Buch mit dem Titel Mein Kind ist bei Facebook: Tipps für Eltern von Thomas Pfeiffer und Jöran Muuß-Merholz macht auf den ersten Blick einen sehr guten Eindruck und wird demnächst hier im Blog im Rahmen einer Rezension vorgestellt.
10. Juli 2012 um 08:29
Hmm, schwierig.
Ich würde es ihm erlauben wenn:
– ich ihn ebenfalls “verfolgen” darf, damit man als Eltern notgedrungen einmal einschreiten könnte.
– ihm verbieten Fotos/Filme hochzuladen, da die Kleinen das mit der Privatsphäre noch nicht wirklich raus haben.
Und ansonsten mich mit ihm hinsetzen, Facebook Account öffnen, Privatsphäre-Einstellungen durchgehen und ihm das A und O erklären.
Und das von dir gezeigte Buch gefällt mir auch als Idee, denn man muss wirklich einiges beachten – im großen weiten Internet wie eben auch speziell bei Facebook.
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11. Juli 2012 um 19:34
Mein Sohn ist jetzt 2. Da ist das Thema noch lange nicht relevant. Aber Facebook ist doch aktuell eh erst ab 13 Jahren (oder 14?) erlaubt. Da dürfte sich die Frage ja kaum stellen.
Auch, wenn man das natürlich umgehen kann, denke ich, dass Kinder unter 13/14 bei Facebook noch nichts / noch nicht viel verloren haben. Andererseits wird die Entwicklung auch in medialer Hinsicht immer weiter vorangetrieben, sodass es irgendwann sicher eine Alternative/eine Möglichkeit der fb-Nutzung für jüngere Kinder gibt.
Ansonsten zum Kontakt-halten: ICQ oder ein anderer Messenger.
Wie hast du entschieden?
11. Juli 2012 um 23:23
Ich habe mich bislang dagegen entschieden. Ich schätze die Medienkompetenz des Großen noch nicht weit genug ein.
In Sachen Computer-Interesse und Umgang mit Laptop und iPad ist er schon geübt, aber Facebook ist doch noch mal eine ganz andere Welt. Denn dort wird mehr agiert als reagiert und die Stolperfallen sind quasi an jeder Ecke ***ohmygodichredejetztschonsowiefrühermeineeltern***
12. Juli 2012 um 07:52
Marc, wir reden alle früher oder später wie unsere Eltern. Das ist der Lauf des Lebens! 😉
12. Juli 2012 um 17:04
Also ich habe letztes das Buch auch schon in einer Anzeige gesehen. Für uns ist es im Moment auch nicht relevant, bis zur Grundschule haben wir noch 5 1/2 Jahre vor uns 😉
Auf jeden Fall ist, das auch ein Thema über das ich auch schon nachgedacht habe. Wann? Wie? Was? Und ich vermute auch, dass es eine nicht ganz kleine Herausforderung wird… aber schauen wir mal ob es FB in fünf Jahren überhaupt noch gibt.
PS: Du hast mit einem 56k Modem gestartet? Ich habe die Welt von Compuserve und America Online damals mit atemberaubenden und heute nicht mehr vorstellbaren 14.4k Modem erlebt.
12. Juli 2012 um 23:03
Wow, AOL und Compuserve ist noch mal eine ganz andere Welt. Ich bin seit 1998 online und wurde damals auch ständig mit den CD von AOL bombardiert – egal in welcher Computerzeitschrift, überall gab es die 30 Stunden (?) kostenloses Internet…