Gipfeltreffen, Duell der Giganten, Treffen der besten Mannschaften Deutschlands – das DFB-Pokalviertelfinale zwischen Bayern München und Borussia Dortmund trotzte schon Tage vor dem Anpfiff nur so vor Superlativen.
Doch am Mittwoch Abend um 20:30 Uhr waren alle geschriebenen und gesprochenen Worte Makulatur – es zählte nur noch auf dem Platz.
Es ist inzwischen eine Tradition geworden, dass ich die Begegnung Bayern gegen Borussia mit meinem Buddy Micha schaue. Auch den Pokalhit haben wir uns gemeinsam bei mir im Wohnzimmer mit einem kalten Getränk angeschaut. Vor dem Spiel war ich nicht sehr optimistisch, was die Siegchancen der Schwarz-Gelben angeht. Das hatte weniger mit dem meilenweiten Vorsprung der Bayern in der Liga zu tun, sondern vielmehr mit dem galaktischen und ergebnisnorientierten Fußball, den die Roten seit Wochen zelebrieren.
Aber – willkommen, Phrasenschwein! – der Pokal hat bekanntlich seine eigenen Gesetze und in München reichte für Borussia ein Sieg, um die Chance auf einen Titel in dieser Saison aufrechtzuerhalten. Dennoch war ich seit Mittwoch Morgen merklich nervlich angespannt und konnte meine Nervosität bedingt in Zaum halten. Aber ich wusste, dass Micha der einzige Bayern-Fan ist, mit dem ich eine Niederlage der Dortmunder beim Rekordmeister ertragen könnte 🙂
Personell konnte Dortmunds Trainer Jürgen Klopp nicht aus dem Vollen schöpfen und musste auf den in Gladbach verletzt ausgewechselten Mats Hummels verzichten. Felipe Santana spielte für Hummels in der Manndeckung neben Neven Subotic. Dafür konnte der in der Liga rot gesperrte Torjäger Robert Lewandowski eingesetzt werden. Auch Jakub Blasczykowski war einsatzbereit, musste aber erst auf der Bank Platz nehme. Für ihn spielte Kevin Großkreutz und verstärkte das offensive Mittelfeld mit Mario Götze und Marco Reus.
In der achten Minute musste Roman Weidenfeller das erste Mal gegen den einschussbereiten Arjen Robben retten. Und sechs Minuten später stand Santana im Mittelpunkt, als er einen Ball abfälschte und Toni Kroos gegen den schon geschlagenen Weidenfeller nicht einnetzen konnte. Der BVB beschränkte sich zu Beginn auf die Defensive und ließ sich eher selten im Münchener Strafraum blicken.
Die erste Halbzeit war für den klassischen Fußballfan eher langweilig, da ohne große Torraumszenen. Der Fußballkenner hingegen schwärmte von einem Spiel auf taktisch hohem Niveau. Richtig brenzlig wurde es in der 37. Minute für die Borussia, als Weidenfeller gegen Martinez die zweite Riesenchance der Münchener vereiteln konnte. Der Druck der Bayern wurde größer und größer.
Die Quittung gab es in der 43. Minute. Nach einem Fehler von Marcel Schmelzer im eigenen Strafraum konnte Robben den Ball mit einem sehenswerten Treffer zum 1:0 in die Maschen hauen. Roman Weidenfeller war bei diesem Gegentreffer chancenlos. Mein Fazit zur Halbzeit war auch relativ eindeutig: Der BVB konnte nicht mehr zeigen, weil der FCB nicht mehr zugelassen hat.
Unverändert sind die Dortmunder aus der Kabine gekommen. Ich war sehr gespannt, ob die Münchener Dominanz auch in Halbzeit 2 Bestand haben sollte. Zwar hat Joachim Löw in der Halbzeitpause um den Kampf um die Vorherrschaft im Fußball schwadroniert. Doch ganz so dick auftragen wollte ich nicht. Es ging schließlich “nur” um das Halbfinale im DFB-Pokal.
Es dauerte bis zur 53. Minute, ehe Ilkay Gündogan den Münchener Schlussmann das erste Mal einer Prüfung unterziehen konnte. Konnte der BVB nochmal in die Partie zurückfinden? Marco Reus setzte in der 58. Minute ein erstes Ausrufezeichen, als sein Schuss von der rechten Strafraumseite nur knapp am linken Pfosten vorbeigetrudelt ist.
Jakub Blasczykowski kam nach 62 Minuten für Kevin Großkreutz und damit blies Jürgen Klopp zur offensiven Attacke. Die Münchener Dominanz der ersten Halbzeit war nach dem Seitenwechsel nicht wirklich sichtbar. Stattdessen hatten die Borussen deutlich mehr Spielanteile als in der ersten Hälfte, konnten dies aber noch nicht in Tore ummünzen. Insbesondere Robert Lewandowski konnte im Sturm nicht wirklich überzeugen.
Glück in doppelter Hinsicht für Borussia Dortmund zehn Minuten vor dem Ende. Erst konnte Mario Götze auf der Linie retten und dann parierte Weidenfeller gegen Dantes Kopfstoß. Klopp setzte anschließend alles auf eine Karte und brachte Julian Schieber für den farblosen Marco Reus. Die Dortmunder hatten zwar einige Chancen zum Ausgleich, doch wirklich zwingende Chancen sind nicht dabei gewesen.
Am Ende blieb es beim knappen Sieg für den Rekordmeister, der alles andere als unverdient gewesen ist. Dazu haben die Gäste zu wenig im Abschluss geliefert. Bester Borusse war heute Abend zweifelsohne Roman Weidenfeller, der sein Team mit tollen Paraden mehrmals vor einem weiteren Rückstand rettete. Am 0:1 war er ohne Frage schuld- und machtlos.
Jetzt ist es also passiert. Nach fünf Siegen und einem Unentschieden in sechs Pflichtspielen ist den Münchenern wieder ein Sieg gegen den “Angstgegner” gelungen. Das Pokalfinale findet ohne den Pokalsieger 2012 statt. Zu meinem Erstaunen hat mich diese Niederlage nicht wirklich berührt, denn in der ersten Halbzeit ließ Bayern Borussia nicht zur Entfaltung kommen und in der zweiten Hälfte wurden einige Einschusschancen nicht genutzt.
Presseschau – nicht nur von Bloggern
Und das schreiben die anderen über das Ausscheiden in München:
70 Millionen und eine Grippe (Any given Weekend)
Eine BVB-Woche: Der Pokal-Blues, das Mittel zum Vergessen und der grippale Infekt (Rote Erde Blog)
FC Bayern München – Borussia Dortmund 1:0 (Spielverlagerung.de)
DFB-Pokal: Bayern-Star Robben haut Dortmund aus dem DFB-Pokal (Der Westen)
0:1 in München – Robbens Traumtor entscheidet das Spiel (bvb.de)
Fußball: DFB-Pokal: BVB unterliegt in München knapp mit 0:1 (Ruhr Nachrichten)
An der Isar hängen die Trauben zu hoch (Gib mich die Kirsche)
Trotz der Bayern-Dominanz: Borussia Dortmund lässt sich nicht beirren (RP Online)
Collinas Erben: Textsonderausgabe zum DFB-Pokal (Fokus Fußball)
Das Spiel in einem Bild zusammengefasst
Besser lässt sich das 0:1 nicht zusammenfassen:
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