Schon Tage vor den drei Ausstrahlungsterminen ist die ZDF-Produktion Unsere Mütter, unsere Väter medial omnipräsent gewesen.
Keine überregionale Tageszeitung und kein Online-Magazin ließ es sich nehmen, nicht über den 15 Millionen teuren Dreiteiler von Produzent Nico Hofmann zu berichten und sich dabei mit Lobeshymnen hervorzutun.
Der Spielfilm solle drei Generationen vor dem Fernseher vereinen und den Dialog über das Dritte Reich, seine grausamen Taten und den Zweiten Weltkrieg ermöglichen und fördern. Alt und Jung sollten die Vergangenheit aufarbeiten und miteinander reden und über das sprechen, was damals geschah und Antworten auf bisher nicht ausgesprochene Fragen geben.
Schon nach den ersten neunzig Minuten, der Folge “Eine andere Zeit”, wusste ich, dass das ausgeschüttete Lob alles andere als untertrieben gewesen ist. Und nicht nur das: auch die beiden weiteren Teile (“Ein anderer Krieg” und “Ein anderes Land”) konnten nicht nur das Niveau der ersten Episode halten, sondern sogar noch steigern.
Der Dreiteiler beginnt in Berlin im Juni 1941. Die fünf Freunde Charlotte, Greta, Viktor, Friedhelm und Wilhelm sind jung und voller Zukunftsträume. Das Dritte Reich ist mitten im Kriegsgeschehen und eilt noch von Erfolg zu Erfolg. Wilhelm und Friedhelm werden an die Ostfront beordert, Viktor, ein Jude, will Deutschland verlassen, Greta möchte als Sängerin Furore machen und Charlotte ihr Können im Feldlazarett beweisen.
Das Leben der zwei Frauen und drei Männer zwischen Sommer 1941 und Frühjahr 1945 steht im Mittelpunkt der Handlung. Während sich Wilhelm (Volker Bruch) vom erfolgreichen Offizier zum Deserteur verändert, geht sein Bruder Friedhelm (Tom Schilling) die umgekehrte Richtung und wird vom Pazifist zur emotionslosen Killermaschine. Und auch Greta (Katharina Schüttler) geht für ihre Karriere sogar mit einem SS-Offizier ins Bett, um die Erfolgsleiter noch schneller hochzuklettern. Selbst die anfangs makellose Charlotte (Miriam Stein) lädt an der Front Schuld auf sich, als sie eine jüdische Krankenschwester auffliegen lässt.
Auch wenn es sich bei den fünf Schicksalen von Greta, Charlotte, Wilhelm, Friedhelm und Viktor um fiktive Charaktere handelt, könnte ihr Leben genau so wie im Film dargestellt, stattgefunden haben. Dass es am Ende kein Happy End für die fünf Freunde gibt, versteht sich beinahe von selbst. Denn in einem Krieg gibt es keine Gewinner.
Mein Fazit
Unsere Mütter, unsere Väter ist für mich schon jetzt ein epochales Werk und ein Stück Filmgeschichte. Die drei Folgen haben noch lange nach der Austrahlung Mitte März bei mir nachgewirkt und mich lange beschäftigt. Und am Ende, nach mehr als viereinhalb Stunden, bleibe ich allein mit der Frage zurück: Täter, Opfer, Held oder Mitläufer? Was wäre ich damals im dritten Reich gewesen?
Ich bin dem ZDF dankbar, dass es bereits einen Tag nach der Ausstrahlung der dritten und letzten Episode diesen Meilenstein der Fernsehgeschichte nicht nur als DVD, sondern auch auf Blu-ray veröffentlicht hat.