Am Dienstag Abend galt es für Borussia Dortmund, nach dem torlosen Remis im Hinspiel des Viertelfinales der Königsklasse mit einem Heimsieg den Einzug in die Runde der letzten Vier zu besiegeln.
Doch die Ausgangslage war alles andere als komfortabel. Trotz unzähliger Chancen kamen die Schwarz-Gelben ohne Treffer aus Spanien zurück und mussten heute unbedingt im Westfalenstadion gewinnen. Einige Fußball-Experten hatten bereits vor der Begegnung das Viertelfinal-Rückspiel als “Jahrhunderspiel” proklamiert, doch für meinen Geschmack damit ein wenig über das Ziel hinausgeschossen.
Die Statistik sprach allerdings für den BVB. Gegen spanische Teams gelang bislang immer das Weiterkommen und in den bisherigen neun Begegnungen in dieser Saison gab es in der Champions League keine Niederlage für Borussia. Passend dazu konnte Trainer Jürgen Klopp personell aus dem Vollen schöpfen und die gegen Augsburg geschonten Spieler einsetzen.
Den ganzen Tag im Büro konnte ich die Nervosität vor dem wichtigen Spiel ganz locker und lässig abschütteln. Doch um 18 Uhr war es ausgebrochen, das schwarz-gelbe Fieber. Von da an habe ich die Minuten bis zum Anpfiff heruntergezählt und konnte 20:45 Uhr nicht mehr erwarten. Von der Grundstimmung war ich vor dem Rückspiel eher pessimistisch und habe mir vor meinem geistigen Auge die Schlussphase des BVB gegen Malaga CF ausgemalt. Borussia führt bis zur 89. Minute mit dem knappsten aller Ergebnisse und kassiert quasi mit dem Schlusspfiff das 1:1 und ist aus der CL ausgeschieden – ein echter Alptraum 🙁
Die Startformation hielt dann doch zwei Überraschungen parat. Anstelle vom erfahrenen Kapitän Sebastian Kehl lief Sven Bender neben Ilkay Gündogan als Doppel-Sechs auf. Außerdem durfte der wiedergenesene Kuba von Beginn an für Kevin Großkreutz spielen. Mats Hummels war knapp vier Wochen nach seiner Verletzung erstmals wieder im Kader und hat vorerst auf der Bank Platz genommen.
Schon vor dem Anpfiff gab es den ersten großen Gänsehaut-Moment, als die Südtribüne eine wahnsinnig schöne Choreografie mit der Champions League-Pokal ausgebreitet und präsentiert hat – Wahnsinn! Genauso wahnsinnig intensiv sollte die Unterstützung der schwarz-gelben Fans mit permanenten “Borussia BVB”-Gesängen während des gesamten Spiels werden.
Die erste sehenswerte Dortmunder Kombination in der neunten Minute hätte fast zur Führung geführt, wenn zwei Dortmunder nicht im Abseits gestanden hätten. Die Spanier hatten bis dahin die Partie im Griff und standen tief in der eigenen Hälfte, um den Offensivdrang der Borussen erst gar nicht zur Geltung kommen zu lassen.
Robert Lewandowski hatte nach 16 Minuten mit einem feinen Lupfer das 1:0 auf dem Fuß, aber der Ball verfehlte das Ziel um wenige Zentimeter. Doch in der 25. Minute passierte das Unfassbare: Malaga ging wie aus dem Nichts nach einem Tor von Joaquin in Führung. Roman Weidenfeller war ohne Chance und der BVB musste jetzt mindestens zwei Tore zum Weiterkommen erzielen.
Es blieben Dortmund nach dem Gegentreffer noch mehr als 60 Spielminuten, um die Partie zu drehen. Und es stand mit dem 0:1 auch fest, dass es weder Verlängerung noch Elfmeterschießen im Westfalenstadion geben wird. Doch zuerst mussten die jungen Borussen erst einmal das Gegentor verdauen. Es schien einen Bruch im Spiel der Heimelf gegegeben zu haben.
Der 1:1-Ausgleich von Robert Lewandowski in der 40. Minute war aus der Kategorie Weltklasse. Auf Zuspiel von Mario Götze legte Marco Reus den Ball präzise mit der Hacke auf den Polen auf, der zum verdienten Ausgleich einnetzen konnte und das Westfalenstadion mit seinem sechsten Treffer in der Königsklasse zum Beben gebracht hat. Es war wieder alles möglich für die Schwarz-Gelben!
Dortmund war jetzt wieder hellwach und spielte wie verwandelt auf. Der überraschende Gegentreffer zum 0:1 war verdaut. Kurz vor dem Pausenpfiff wurde es dann noch einmal brenzlig, als Malaga nach einem Freistoß mit einem Kopfball von Joaquin Weidenfeller noch einmal ins Schwitzen gebracht hat. Es blieb beim 1:1 und eine spannende und nervenraubendende zweite Hälfte stand mir noch bevor.
Neunzig Sekunden nach dem Wiederanpfiff hatte Robert Lewandowski die erste Torchance für die Gastgeber. Und im Gegenzug zeigte Borussia finde seine hässliche Fratze. Erneut war es ein Freistoß, der Joaquin beinahe die erneute Führung ermöglicht hätte. Doch Weidenfeller war wieder zur Stelle und pflückte das Leder aus der Gefahrenzone (48.). Spätestens jetzt hatte auch der Letzte begriffen, dass Malaga alles andere als ungefährlich ist.
Während ich mich gedanklich damit beschäftigt habe, dass der BVB mit einem 1:1 ungeschlagen aus der Champions League verabschieden könnte, tauchte Götze unvermittelt vor Malagas Schlussmann Willy auf, aber der Winkel war zu spitz für einen ernsthaften und platzierten Torschuss.
Das Dortmunder Spiel krankte auch in der zweiten Halbzeit im Spielaufbau. Egal ob aus der Abwehr heraus als. Spieleröffnung oder vom Mittelfeld – sie waren einfach zu nervös bei der Borussia. Dabei würde ein mickriger Treffer ausreichen, um dem Spiel die richtige Wende zu geben. Doch Malaga spielte immer wieder gefährlich nach vorn und brachte die Defensive des BVB arg in Bedrängnis.
2:1 stand es nach 69 Minuten, doch der Unparteiische versagte dem Tor der Borussia von Kuba auf Kopfballzuspiel von Lewandowski die Anerkennung. Noch blieben zwanzig Minuten Zeit, um das Spiel zu drehen. Jürgen Klopp brachte mit Nuri Sahin und Julian Schieber für Kuba und Sven Bender frischen Wind in die Mannschaft (72.).
Marco Reus hatte eine Viertelstunde auf feinen Pass von Lukas Pisczek das 2:1 auf dem Schlappen, aber Willy konnte für die Gäste zur Ecke klären. Vier Minuten später hatte Götze die Führung auf dem Fuß, doch erneut war der Gäste-Keeper zur Stelle. Es war zum Haare-Raufen.
Als Malaga CF in der 83. Minute aus stark abseitsverdächtiger Position das 2:1 für die Spanien gelungen ist, war das Spiel für mich erledigt. Aus. Und. Vorbei. Schade. Mehr Worte fallen mir dazu nicht ein. So überlegen der BVB in Spanien gewesen ist, so defensiv und nervös präsentierten sich die Westfalen im Heimspiel. Deshalb ist der Sieg der Katalanen alles andere als unverdient. Im Gegenteil – das muss ich zähneknirschend anerkennen.
Mats Hummels sollte ab der 86. Minute noch für Druck sorgen und wurde gegen Ilkay Gündogan ausgetauscht. Diese Maßnahme zeigte mittelbar Wirkung. Erst konnte Marco Reus den Ausgleich zum 2:2 markieren (91.) und dann gelang Felipe Santana mit dem 3:2 der absolute Wahnsinn – der 100. Treffer in der Champions League war das verdiente Ticket in das Halbfinale! Ich war vollgepumpt mit Adrenalin und habe das Wohnzimmer gerockt 🙂
Der sechste Halbfinaleinzug in der Vereinsgeschichte und der erste Einzug unter die letzten Vier seit 1998 war damit perfekt. Und das Gefühl in den letzten Minuten des Spiels war so intensiv, das ist unbeschreiblich und geiler als die Meisterschaft.
Jetzt blicken alle auf die Auslosung des Halbfinales am kommenden Freitag, die um 12 Uhr in Nyon stattfindet. Ich befürchte – wie vor der Auslosung des Viertelfinales – den FCB (FC Bayern München oder FC Barcelona) als Gegner, hoffe aber auf Real Madrid, um auf die Münchener erst im Finale zu stoßen 🙂
Presse- und Bloggerschau zum dramatischen Viertelfinale
Und das sind die Reaktionen im Netz zum “Wunder von Dortmund”:
Besser als jeder Titel Any Given Weekend
Dortmunder Nächte: Málaga ist Deportiva La Coruna 2.0 Rote Erde Blog
Eine Nachspielzeit für die Ewigkeit Tor-Szenen
Der Rest ist glückselige Heiserkeit Kirstens Weblog
Mentalitäts-Monster bezwingen Malaga! vollgasveranstaltung
Erik Meijer gestern bei der CL-Nachberichterstattung auf Sky – “Ich setz mich erst mal hin”
Sieg in der Nachspielzeit: Dortmund feiert Fußball-Wunder Der Spiegel
BVB-Triumph über Málaga: Vier Minuten für die Ewigkeit Der Spiegel
Geil, geiler, Borussia! Fußballmagazin Die Kirsche
BVB: Oh Mann, Mann, Mann, Mann, Mann, Mann, Mann, Mann… Fokus Fußball
3:2 – Dortmund feiert ein Fußball-Wunder bvb.de
Borussia Dortmund – Malaga C.F. 3:2 Spielverlagerung
Borussia Dortmund: Der irrationale Faktor Frankfurter Allgemeine Zeitung
Freudenexplosion zum Wunder: Die emotionalsten Tweets nach Dortmunds 3:2-Sieg gegen den FC Malaga Rhein-Zeitung
Norbert Dickel über das schwarz-gelbe Wunder 11Freunde
Radiokommentar des Dortmund-Spiels: „Leck mich anne Büchs“ taz
BVB-Sieg: Wechselbäder der Gefühle im Netz Ruhr Nachrichten
Das Netradio vom BVB mit Gänsehaut-Garantie
Seit dem Abpfiff kursiert die Aufzeichnung vom Netradio des BVN durch das Netz. Auch ich bekomme jedes Mal auf´s Neue regelrechte Gänsehaut-Schübe, wenn ich Norbert Dickel und Danny Fritz über den 3:2-Siegtreffer von Felipe Santana jubeln höre.
Schmelzer, Lewandowski jetzt mit der Flanke, in die Mitte, die kommt nicht schlecht, Schieber, Reus, Reus in die Mitte, NU’ MACH IHN REIN, TOR TOR TOR TOOOR TOR!!!!!!
10. April 2013 um 10:09
Das war eine Endphase, wow.
Ich habe in der 70min eingeschaltet. Sah dann das Abseitstor zum 2:1 für Malaga und dann kam Dortmund! 🙂
2:2 und wohl ebenfalls ein Abseitstor zum 3:2.
Somit war es dann auch ausgeglichen was die Abseitstore anging und Dortmund steht im Halbfinale, Hut ab und Gratulation.
Frage mich jetzt nur was besser ist, falls Bayern es packt.
Dortmund-Bayern im Halbfinale und einen deutschen Verein im Finale gesetzt zu haben, oder die Chance auf ein deutsches Finale, oder eben auch ein spanisches?
11. April 2013 um 08:43
Durch Betrug weitergekommen! Santana stand im Abseits und davor 4 Dortmunder! Davon schreibst du nichts…aber das ist halt der typische Event-Fan, der so schreibt!
11. April 2013 um 11:02
Betrug? Sicherlich hast Du nicht das ganze Spiel gesehen, denn das 2:1 von Malaga war ebenfalls abseits….
Ich denke, du kannst nicht beurteilen, ob ich Event-Fan bin oder nicht.
12. April 2013 um 08:30
Klar bist du für mich ein Eventfan! Und wie sportlich fair bist du, wenn du eine Fehlentscheidung mit einer anderen aufwiegst. Stell dir mal vor, daß würden sie Schiedsrichter genauso handhaben wie du…Gute Nacht Fussball! Und es war BETRUG!
12. April 2013 um 11:08
Oh je, ich kann dir wirklich nicht helfen.
Definiere bitte \”Event-Fan\” und Deine Rolle als Fan.
12. April 2013 um 11:21
Betrug? Steckt hinter Marco ein katarischer Scheich?! 😀
Im Ernst, das 2:1 für Malaga war abseits, das 3:2 von Dortmund war abseits. Und? Nichts, denn es ist nach wie vor eine Tatsachenentscheidung des Schiedsrichters.
Einmal hatte Malaga eben Glück und am Ende Dortmund. So ist Sport. Hätte Marc es hier im Artikel erwähnen sollen? An sich ja, hat er auch das abseitsverdächtige Malaga-Tor erwähnt. Aber es ist Marc’s Artikel und Blog und somit Willkommen in seinem Wohnzimmer. Wem es gefällt bleibt hier, wem es nicht gefällt… jedem seine Meinung.
12. April 2013 um 11:37
Was muss ich denn definieren? Kannst ja mal googlen! Dann weisst du es… Meine Rolle hat 240 Blatt und ist 3-lagig und mach daraus Fan-Konfetti!!!
12. April 2013 um 11:46
Danke, dass Du Dich allein mit Deinen Antworten disqualifizierst.
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13. April 2013 um 16:04
Sehr schön. Ich kann gar nicht aufhören, dieses Spiel Paroli laufen zu lassen. 😉
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