Seit dem Last-Minute-Sieg und dem “Wunder von Dortmund” gegen Malaga haben die schwarz-gelben Fans auf diesen Tag gewartet: das erste Halbfinalspiel gegen Real Madrid.
Die Vorfreude auf das wichtigste Spiel seit 15 Jahren wurde allerdings gestern arg getrübt. Die Presse hat den Wechsel der Dortmunder Ikone Mario Götze zu den Münchener Bayern vorab bekannt gegeben und damit neben jeder Menge Frust und Ärger und Unverständnis die Vorfreude und Vorbereitung auf das wichtige Spiel in Dortmund arg gedämpft.
Jürgen Klopp zeigte sich in der gestrigen Pressekonferenz vor dem Spiel aber erneut als großer Meister seines Faches und forderte die Fans im Sinne einer Jetzt-erst-recht-Mentalität zur bedingungslosen Unterstützung der eigenen Mannschaft auf. Auch mich hat der angekündigte Wechsel arg getroffen, doch schnell habe ich mich berappelt und nach einer unruhigen und schlaflosen Nacht – die aber andere, private Gründe hatte – habe ich mich auf das Duell BVB – Real gefreut.
Personell konnte der Trainer aus dem Vollen schöpfen und eine schlagkräftige Truppe aufbieten. In Bestbesetzung spielte der BVB mit Hummels und Subotic als Innenverteidiger und Sven Bender und Ilkay Gündogan auf der Doppel-Sechs. In der Offensive wirbelten Kuba, Marco Reus und Mario Götze mit Robert Lewandowski.
Ich hatte vor der Partie kein gutes Gefühl. Mein Bauch befürchtete eine Niederlage, doch mein Herz setzte auf einen knappen Sieg mit möglichst keinem Gegentor. Die folgenden 90 Minuten sollten ab viertel vor neun am Mittwoch Abend für die Erkenntnis sorgen, ob ich mehr auf mein Herz- oder mein Bauchgefühl hören sollte.
Beim Einlaufen der Mannschaft zum Warmlaufen wurde Mario Götze wider Erwarten nicht mit einem wütenden Pfeifkonzert empfangen. Im Gegenteil: das Stadion bejubelte die Spieler und es waren nur vereinzelte Pfiffe zu hören. Der Aufruf von Trainer Klopp ist also perfekt umgesetzt worden. Und dann gab es endlich den Anpfiff zum Spiel des Jahres im Dortmunder Westfalenstadion.
Das Dortmunder Publikum peitschte die Mannschaft von Beginn an nach vorn und unterstützte die Schwarz-Gelben unaufhörlich. Nach sieben Minuten brannte es das erste Mal lichterloh im Strafraum der Gäste, als sich Marco Reus gegen drei Madrilenen durchsetzen konnte, dann aber im Abschluss gescheitert ist. Doch eine Zeigerumdrehung später klingelte es im Tor der Königlichen. Robert Lewandowski gelang nach einer klasse Hereingabe über links von Mario Götze das 1:0.
Erst nach 23 Minuten kamen die Königlichen vor das Tor der Borussen, doch Roman Weidenfeller konnte den Freistoß von Christiano Ronaldo aus dreißig Meter wegfausten. Auch nach dieser Gelegenheit waren die Spanier mehrmals hintereinander bei Freistößen über links gefährlich.
Riesen-Aufregung gab es in der 42. Minute, als Marco Reus nach einem Sturmlauf im 16er zu Fall gebracht worden ist. Der Elfmeterpfiff blieb aus und quasi im Gegenzug markierte Cristiano Ronaldo nach einem Patzer von Mats Hummels den schmeichelhaften Ausgleich zum 1:1 (43.). Der Spielverlauf war auf den Kopf gestellt, denn bis dahin hatte Madrid maximal eineinhalb Torgelegenheiten.
Als der Anpfiff zur letzten Halbzeit in der diesjährigen Champions League-Saison im Westfalenstadion erklungen ist, ruhten alle Hoffnungen des BVB auf den klasse ersten 25 Minuten in der Hälfte eins. Wenn diese Leistung wiederholt werden könnte, wäre noch einiges möglich an diesem Europapokal-Abend. Und es begann gut: in der 50. Minute traf Lewandowski auf Vorlage von Reus zum zweiten Mal und es stand 2:1 für Borussia Dortmund. Es war das achte Tor des Polen in der Champions League.
Und es wurde noch besser. Nach einem Abpraller von Marcel Schmelzer konnte Lewandowski nach feiner Einzelleistung perfekt zum 3:1 in der 55. Minute einnetzen – der Dortmunder Wahnsinn fand seine Fortsetzung. Was für ein Spiel! Auf die 43. Minute mit dem dummen Patzer von Hummels hat der BVB die passende Antwort gegeben.
Als Marco Reus in der 66. Minute von Xabi Alonso gelegt wurde, schnappte sich Lewandowski das Leder und konnte zum vierten Mal an diesem Abend einnetzen. Es stand nach vier Toren und einem Hattrick innerhalb von weniger als 18 Minuten von Robert Lewandowski 4:1 für den BVB – was für ein Europapokal-Abend (67.).
Mein großer Sohn durfte übrigens die erste Halbzeit komplett gucken und musste dann ins Bett. Doch angelockt von meinem Torschrei beim 2:1 durfte Liam dann auch noch die restliche Spielzeit live vor dem Fernseher verfolgen. Und er wurde Zeuge des fünften Tores der Borussia, als Marco Reus einen Heber nach 78. Minute im Tor unterbringen konnte, aber der niederländische Unparteiische fälschlicherweise auf Abseits entschieden hatte.
Der erste Dortmunder Wechsel wurde in der 81. Minute vollzogen. Sebastian Kehl wurde für Jakub Blaszczykowski eingewechselt. Außerdem kam Kevin Großkreutz für Lukas Pisczek (83.). Außerdem durfte Julian Schieber in den letzten vier Minuten der Nachspielzeit Champions League-Luft schnuppern. Der fünfte Heimsieg im fünften Spiel im Westfalenstadion war um 22:37 Uhr amtlich. Mit einer bärenstarken Leistung hat der BVB nach dem beeindruckenden 4:0 der Münchener gegen Barcelona für das nächste deutscheSpektakel auf der europäischen Bühne gesorgt. Deutschland – Spanien 8:1!
Wer immer auch mit der am Dienstag lancierten Info über den Wechsel von Götze südlich von Dortmund für Unruhe sorgen wollte: er hatte keinen Erfolg. Der BVB präsentierte sich in europäischer Top-Form und spielte Real Madrid in der zweiten Halbzeit regelrecht an die Wand. Und auch im elften Spiel blieb Borussia in der Champions League ohne Niederlage (sieben Siege, vier Unentschieden) und hatte beste Chancen, das Ticket nach Wembley am kommenden Dienstag zu lösen.
Dieses Halbfinale hatte heute einiges zu bieten. Mario Götze wurde nicht. feindselig empfangen und stattdessen unterstützt. Der junge Spieler hat keine Nerven bewiesen und eine tolle Partie geliefert. Robert Lewandowski war heute überragend mit seinen Toren und lässt den Dortmunder Traum auf dem Weg nach Wembley weiter bestehen. Heja BVB!
Presseschau – nicht nur von Bloggern
Und das schreiben Zeitungen und Blogger über die LewanGOALski-Gala:
4:1 gegen Real Madrid: BVB steht mit einem Bein im Finale (Rote Erde Blog)
Der Abend, an dem wir Charakter zeigten (Kirsten)
Lewandowski schießt Real Madrid in Depressionen! (Gib mich die Kirsche)
Die schwarz-gelbe Bestie liefert eine Gala für die Geschichtsbücher (Athletic Brandão)
Borussia Dortmund – Real Madrid 4:1 | Basisanalyse (Spielverlagerung.de)
Lewandowski vereedelt die Dortmunder Anarchie (Zeit online)
BVB erlebt einen Abend für die Geschichtsbücher (WAZ)
Vierfachtorschütze Lewandowski: Der schwarz-gelbe Magier (Der Spiegel)
Champions League: Lewandowski-Viererpack befeuert Dortmunds Finaltraum (Der Spiegel)
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