Am 2. April 2014 feiert das Westfalenstadion Dortmund seinen 40. Geburtstag.
Das Stadion, das anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft 1974 gebaut worden ist, hat sich schnell in die Herzen der Fans eingebrannt und wurde nicht umsonst von der Londoner Tageszeitung The Times als “bestes und schönstes Fußballstadion der Welt” geadelt.
Der Dortmunder Autor Frank Fligge huldigt dem Fußballtempel in dem lesenswerten Buch Jetzt muss ein Wunder her! Die 25 größten Spiele im Fußball-Tempel des BVB. Schon im Vorwort merkt der Journalist an:
Das Westfalenstadion “ist selbst eine Persönlichkeit.
Es ist selbst der Star – und an einigen ganz besonders großartigen Tagen ist das Stadion der wichtigste und beste Spieler.”
Aber braucht es noch ein weiteres Buch über das schönste Stadion auf dem Erdball? Ja, das braucht es, erklärt Frank Fligge und liefert die Begründung gleich mit. Das Standard-Werk “Westfalenstadion – Die Geschichte einer Fußball-Bühne” von Dietrich Schulze-Marmeling und Gerd Kolbe beleuchtet die Historie des Stadions. Und auch “Gelbfieber – wie Dortmund Fußballhauptstadt wurde” von Nils Hotze flechtet viele Informationen über das Bauwerk in seinen Kontext ein (siehe auch meine Rezension des Buches.
Doch eines fehlt beiden Büchern: nicht die Geschichte des Tempels, sondern vielmehr die vielen unzuzähligen Geschichten, die sich im Signal Iduna Park in den vergangenen vier Dekaden abgespielt haben. Die magischen Momente, die epochalen Episoden, die genialen Gänsehaut-Momente und die dramatischen Darbietungen, die den Mythos Westfalenstadion immer wieder auf’s neue bestätigen.
Diesem Gedanken folgend, werden auf 176 Seiten 25 Spieltage im Dortmunder Westfalenstadion gehuldigt. 25 Partien, die den Fan haben jubeln und trauern lassen, die Emotionen geschürt, Legenden geschrieben und Helden geboren haben. Episoden des Fußballs, die in den sportlichen Geschichtsbüchern der jüngeren und älteren Vergangenheit bereits einen festen Platz eingenommen haben.
Frank Fligge hatte zu Beginn die Herkules-Aufgabe zu bewältigen, die Auswahl der 25 Spiele vorzunehmen. Und er gesteht selbst ein, dass es schier unmöglich ist, aus hunderten von Ansetzungen im Fußballtempel exakt die 25 besten, emotionalsten, Adrenalin-gestärkten und dramatischsten Begegnungen zu identifizieren.
Sicherlich wird er nicht mit jeder der Spiele den Geschmack der Leser getroffen haben. Doch darum geht es ihm auch nicht. Vielmehr ist ein ausgewählter Strauß an höchst unterschiedlichen Paarungen in unterschiedlichen Wettbewerben der beste Beleg dafür, das packende Partien nicht zwangsläufig und ausschließlich unter Mitwirkung der Borussia aus Dortmund stattfinden müssen.
Frank Fligge erinnert verständlicherweise schwerpunktmäßig an Festtage – und Trauertage – der Borussia aus Dortmund. Doch nicht nur das. Es kommen auch Begegnungen zu Wort, die im europäischen und weltweiten Fußball für Furore gesorgt haben: das UEFA-Cup-Endspiel zwischen dem FC Liverpool und CD Alaves ist genauso dabei wie der Start des Sommermärchens 2006 mit dem knappen Auftaktsieg gegen Polen.
Die Sprache von Fligges Buch ist erfrischend emotional, fachlich und sportlich fundiert sowie extrem unterhaltsam und lebendig – und damit eine wohltuende Abwechslung im Sport-Literatur-Genre. Jede der 25 geschilderten Partien sind mit zahlreichen Fotos garniert, die die Stimmungen und Emotionen von damals symbolisieren und lebendig werden lassen.
Etwas ganz Besonders sind die Gastbeiträge in dem Buch aus dem Klartext-Verlag. Lars Ricken erzählt vom “Wunder gegen La Coruna” 1994, Sebastian Kehl berichtet vom bitteren Halbfinal-Aus gegen Italien anno 2006 und Michael Zorc erinnert an die nervenzerfetzende Relegation gegen Fortuna Köln im Jahre 1986.
Außerdem schreibt Jürgen Klopp über das “Wunder von Malaga” vom 9. April dieses Jahres und Kevin Großkreutz nimmt uns mit auf eine Reise in seine Zeit als schwarz-gelber Anhänger auf der Südtribüne, der am 12. Mai 2007 den süßesten Derbysieg aller Zeiten, als der BVB den Schalkern die schon sicher geglaubte Meisterschaft entrissen hat.
Den Abschluss findet der Band, der mit zahlreichen Fotos gespickt ist, mit einer Chronik des Westfalenstadions von 1965 bis heute. Aufnahmen von damals und heute veranschaulichen die Metamorphose des Stadions in den vergangenen vier Jahrzehnten.