Gestern Abend stand die Weihnachtsfeier mit meinem Chef und einigen Arbeitskollegen auf dem Programm.
Mein Chef wollte uns etwas ganz Besonderes bieten und führte uns in die Sansibar by Breuninger in die Königsallee aus. Einen ausführlichen Bericht zur Sansibar und meinen Erfahrungen an diesem Abend gibt es in Kürze.
Von einem ganz besonderen Erlebnis muss ich aber schon jetzt berichten, weil es mich in vielerlei Hinsicht berührt hat – und das lag nicht nur an der Vorweihnachtszeit.
Acht Mädchen und der Daddy
Am meisten haben mich acht Mädchen nachdenklich gemacht. Schon als wir die Location gegen 19 Uhr betreten haben, saßen die 15-, 16- oder vielleicht auch 17-jährigen Mädels an einem langen Tisch und ließen es sich gut gehen.
Ich habe mir schon zu Beginn die Frage gestellt, was die Mädels zu der Zeit in der Sansibar verloren haben. An der Kleidung und ihrem Verhalten war zu erkennen, dass sie weder zur Durchschnitts-Familie noch zum Prekariat zählen.
Als dann ihre Speisen serviert worden sind, stand mir erneut der Mund offen. Ein Kellner kam mit frischen Trüffeln und einer Digitalwaage an den Tisch, hat die kostbare Delikatesse abgewogen, dann mit der Reibe einige Gramm auf das Gericht eines der Mädchen gerieben und dann erneut die Waage zu Rate gezogen.
Aus Interesse habe ich gegoogelt, was ein Trüffel so kostet. Ich hatte ja keinen blassen Schimmer. Je nach Art und Güte kosten 100 Gramm locker 400 Euro und mehr. Pro Gramm (!) also vier Euro!
Gegen kurz vor zehn am Abend wurden die acht Mädchen von einem Herrn und einer Dame – vermutlich den Eltern eines der Gäste – abgeholt. Während die Hauptrechnung per Kreditkarte beglichen worden ist, steckte der Mann der weiblichen Bedienung diskret einen größeren, gerollten Geldschein zu. Ich habe keine Ahnung, ob es zwanzig oder fünfzig Euro gewesen sind.
Ostwestfälisches Landei in der großen Stadt
Als Ostwestfale, den es beruflich bedingt ins Rheinland gezogen hat, verkehre ich eher selten in Edel-Locations wie der Sansibar. Ich habe schon Störgefühle, wenn ich ein Menü esse, für dessen Preis ich sonst mit meiner ganzen Familie essen gehen kann.
Vielleicht liegt es an meiner Herkunft, dass mir dieses Überkandidelte nicht liegt. Nur dass wir uns nicht falsch verstehen: gern zahle ich gutes Geld für gutes Essen und guten Service. Aber die Verhältnismäßigkeit muss stimmen.
Auf der Rückfahrt von der Weihnachtsfeier musste ich mehrmals an diese Beobachtungen vom Abend zurückdenken. Ich weiß bis heute nicht, was mich nachdenklicher gestimmt hat: diese krasse zur Schaustellung von Dekadenz? Oder das Mitleid mit den acht Mädchen, die nur ein Leben in Luxus und Überfluss kennen und sonst nichts vom Leben wissen?
Insbesondere die krassen Gegensätze wurden mir selten so offensichtlich wie an diesem Abend. Als ich um halb elf abends die Sansibar über den Aufzug verlassen habe, fuhr dieser anstelle vom ersten Stock ins Erdgeschoss erst in den dritten Stock. Dort stieg ein Angestellter des Kaufhauses ein, der alles andere als wohlhabend ausgesehen hat.
Während er für die Sauberkeit im Kaufhaus Breuninger gesorgt hat, ließen sich wenige Meter entfernt Gäste der Sansibar die Currywurst á la Sansibar für zwölf Euro, die Muscheln für drei Euro pro Stück, den Burger für 29,90 Euro oder das Steak für 67 Euro schmecken.
Selten wurden mir Gegensätze deutlicher als an diesem Abend. Und selten ließ mich ein Abend so nachdenklich zurück wie an diesem Mittwoch im Dezember.
5. Dezember 2013 um 08:58
Ich war ja neugierig was so weltbewegendes bei einem Abendessen mit dem Chef passiert sein kann. 😉 das Foto vom Wiener Schitzel jedenfalls hat mich nicht angemacht.
Ich halte es für deutlich vorurteilbehaftet und einsichtig, den Mädels zu unterstellen, nichts vom Leben zu wissen. Von dem Mitleid, das du sicherlich nicht haben musst, mal ab nur weil sie sich Trüffel auf das Essen rieben. Sieh es doch positiv. Sie wissen schon in jungen Jahren was das ist und müssen es später nicht googeln.
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