Selten bin ich nach der Lektüre eines Buches so hin- und hergerissen gewesen wie bei der Beurteilung von Latte Macchiato: Soziologie der kleinen Dinge.
Das liegt zum einen sicherlich an der insbesondere nicht immer einfachen Sprache von Tilman Allert, die nicht nur der dem soziologischen Duktus geschuldet ist. So facettenreich, elaboriert und verschachtelt viele Ausführungen des Autors sind, so bunt wie ein Frühlingsstrauß sind auch die Themen und 35 Beiträge in dem Buch.
Kurze Texte über etablierte, dem Prekariat entspringende Redewendungen wie “Abgefahren” und “Keine Ahnung” wechseln sich ab mit längeren, beinahe biografischen Abhandlungen über das Leben von Jil Sander, Angela Merkel und weiteren mehr oder weniger prominenten Menschen.
Auch Szene-Getränke wie der Titel gebende Latte Macchiato werden analysiert. Das koffeinhaltige Heißgetränk entlarvt der Autor als “blabla” und die Orangina weckt Erinnerungen an längst vergangene Kindertage mit Sommerurlaub am Mittelmeer.
Natürlich fehlt auch der Deutschen liebste Freizeitbeschäftigung, das Auto, nicht bei der soziologischen Betrachtung der kleinen Dinge des Lebens. Es gibt im Prinzip keinen Bereich, die der Wissenschaftler bei seinen gesammelten Texten auslässt.
Apropos gesammelte Texte: bei den Aufsätzen in dem Buch handelt es sich überwiegend um Feuilletons, die der Soziologe in jüngerer – oder auch älterer Zeit – in einer großen, überregionalen Tageszeitung veröffentlicht hat. Doch das ist kein Makel. Im Gegenteil.
In der Beurteilung von Latte Macchiato: Soziologie der kleinen Dinge hatte ich einige Schwierigkeiten. Meine emotionale Bandbreite nach dem Studium der 35 Texte variierte dabei genauso wie die Länge der Beiträge. Während mich einige Abhandlungen regelrecht und im positiven Sinn “vom Hocker gehauen haben”, war ich von anderen Stücken regelrecht gelangweilt und habe – ich gestehe! – ermüdet weitergeblättert und das Kapitel überschlagen.
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