Zum dritten Mal hintereinander im Pokalfinale in Berlin.
Alleine dieser Fakt würde bei den meisten Fußballfans Begeisterungsstürme auslösen. Bei mir hat sich schon nach dem Sieg im Halbfinale gegen Hertha BSC alles andere als Begeisterung eingestellt. Stattdessen herrschte bei mir Ernüchterung ob der Tatsache, dass es nach 2013 im Champions-League-Finale in London und nach 2014 im Pokalfinale in Berlin erneut gegen die Bayern aus München geht.
Keine Lust auf Finale
Und bekanntlich konnte der BVB seit dem 5:2 und dem Double 2012 kein Endspiel mehr für sich entscheiden. Darüber hinaus sind die Münchener seitdem alles andere als schwächer geworden. Es gab also wenig, was mich zuversichtlich stimmen konnte und so habe ich bis zum Samstag Nachmittag weder Vorfreude noch Nervenkitzel gespürt. Ich war eher rational und entspannt unterwegs, habe eingekauft, die Garage aufgeräumt, den Rasen gemäht und mein Büro auf Vordermann gebracht.
Selbst ein Ticket für Berlin hätte mich wahrscheinlich nicht in Ekstase gebracht, ich hatte schließlich seit Mittwoch mit einer hartnäckigen Bronchitis zu kämpfen. Kurz gesagt, meine Stimmung war scheiße und die Lust auf Fußball genauso wenig ausgeprägt.
Das änderte sich gegen viertel nach sechs, als ich auf Sky Sport News HD die Borussen aus dem Hotel kommen gesehen habe und fleißig und unaufgeregt Autogramme gegeben und Selfies gemacht wurden. Insbesondere Mats Hummels, der sein letztes Spiel in Schwarz-Gelb absolviert, hat sich besonders viel Zeit für die Anhänger genommen.
Das Spiel in Berlin
Nach eineinhalb Stunden offizieller Vorberichterstattung war es 20 Uhr und es galt endlich “Entscheidend is´ auf´m Platz”. Die Aufstellung hat mich zumindest ein wenig überrascht
BVB: Bürki, Bender, Mkhitaryan, Reus, Hummels, Aubameyang, Sokratis, Piszczek, Castro, Schmelzer, Weigl. #fcbbvb pic.twitter.com/rR9WmCPP2k
— Borussia Dortmund (@BVB) May 21, 2016
Die gleiche Dreierkette also, der ein torloses Unentschieden gegen Bayern in der Rückrunde gelang. Allerdings wurde die Formation als zu defensiv und vorsichtig beurteilt – es war spannend zu sehen, ob Tuchels Plan an diesem Abend aufgehen sollte.
Das erste DFB-Pokalfinale für Trainer Thomas Tuchel
Als der Anpfiff ertönte, war sie endlich bei mir da. Die Freude auf das Spiel und die Nervosität ob des Spielverlaufs. Die individuelle Klasse der Spieler sprach eindeutig für den Rivalen, aber der BVB ist bekanntlich kein Nobody, der immer wieder zu überraschen weiß. Es war also angerichtet.
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Das erste DFB-Pokalfinale für Trainer Thomas Tuchel war in den ersten zwanzig Minuten von einem vorsichtigen Abtasten beider Mannschaften geprägt. Chancen waren Mangelware und die Abwehrreihen dominierten das Geschehen.
Aufregung gab es nach einer halben Stunde, als Robert Lewandowski nach einem Zweikampf im Strafraum mit Sokratis Elfmeter gefordert hatte, aber leer ausgegangen ist. Im Gegenzug hatte Auba den ersten Torschuss für die Borussia nach einem tollen Solo in der 33. Minute.
Das 0:0 zur Halbzeit war leistungsgerecht, München konnte froh sein, Frank Ribery noch auf dem Platz zu haben. Der Franzose hatte seine Finger im Auge von Gonzalo Castro verewigt, aber dafür nur Gelb gesehen. Erinnerungen an das Champions League-Finale 2013 wurden wach, als Ribery ebenfalls einen Schiri-Bonus hatte.
Drittes Finale in Folge. Kann man sich nicht ausdenken. #BVBFCB pic.twitter.com/lf83QCFX6C
— Martin Herms (@EinMartinHerms) May 21, 2016
Lewandowski hatte sieben Minuten nach dem Wiederanpfiff die erste Chance der zweiten Hälfte und weniger als sechzig Sekunden später hatte Thiago jubeln können, wenn er nicht im Abseits gestanden hätte. Als Thomas Müller kurze Zeit später ebenfalls knapp scheiterte, waren meine Nerven am Ende. Durchatmen!
Als Lewandowski in der 65. Minute wiederholt über das Tor geballert hatte, war das Remis durchaus schmeichelhaft für Borussia. Marcel Schmelzer müsste nach 70 Minuten verletzungsbedingt aufgeben und wurde von Erik Durm ersetzt.
Auch Mats Hummels musste vorzeitig vom Platz und beendete zwölf Minuten vor dem Ende der zweiten Halbzeit sein letztes Spiel für den BVB, für ihn kam Matthias Ginter. Bis dahin hatte Roman Bürki sein Team mit klasse Paraden vor dem Rückstand bewahrt, denn Borussia blieb offensiv eher harmlos.
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Pierre-Emerick Aubameyang wäre der Held des Abends geworden, wenn er die Hereingabe von rechts nicht über das Tor, sondern in die Maschen gesemmelt hätte (85.). Es roch nach Verlängerung und es kam die Verlängerung. Ich nutzte die kurze Unterbrechung, um einen Beruhigungsschnaps zu konsumieren, der sich perfekt zu den vier Pils gesellte.
Die Verlängerung bringt keine Tore
Erik Durm verhinderte das sichere 1:0 von Lewandowski in der vierten Minute der Nachspielzeit mit einem Monster-Blocking, doch die Zeichen standen weiter auf Angriff. Als auch die erste Halbzeit der Nachspielzeit ohne Tor geblieben ist, standen die Zeichen auf Elfmeterschießen. Shinji Kagawa kam nach dem Wiederanpfiff für Castro, der bis dato eine klasse Partie geliefert hat.
#LT #fcbbvb 0-0 pic.twitter.com/JJADBVmiyR
— Borussia Dortmund (@BVB) May 21, 2016
Die zweite Halbzeit der Verlängerung war für meine Nerven eine Qual, für die 22 Spieler auf dem Platz aber eine echte Qual. Wadenkrämpfe und andere Erschöpfungssymptome waren an der Tagesordnung. Also musste das von mir gehasste Elfmeterschießen entscheiden. Nach fünf Pils und drei Schnäpsen konnte ich auch diese Herausforderung mental meistern.
Das Drama im Elfmeterschießen
Das Spiel hatte keinen Sieger verdient, also begann das Glücksspiel im Shoot-Out im Duell Schütze gegen Torhüter. Und unabhängig vom Ausgang war ich einfach stolz auf meinen BVB, denn die Leistung war wirklich klasse.
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Das Elfmeterschießen fand auf das linke Tor statt. Auf die Seite, auf der die schwarz-gelben Fans ihre Mannschaft anfeuern. Und dann ging es los:
- Shinji Kagawa – 0:1!
- Arturo Vidal – 1:1 – Bürki war noch dran!
- Sven Bender verschießt – 1:1
- Robert Lewandowski – 2:1
- Sokratis nur an den Pfosten – 2:1
- Joshua Kimmich verschießt – 2:1
- Pierre-Emerick Aubameyang – 2:2
- Thomas Müller – 3:2
- Marco Reus muss treffen, sonst ist es vorbei – 3:3
- Douglas Costa kann den Pokalsieg perfekt machen und trifft – 4:3.
Scheiße.
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Unser ganzes Leben. Unser ganzer Stolz. #hejabvb pic.twitter.com/5fbTDwrh3i
— Borussia Dortmund (@BVB) May 21, 2016
Final-Hattrick perfekt
Der Final-Hattrick drohte, dreimal in Folge ein Pokalfinale verlieren möchte niemand. Doch um kurz vor elf am Samstag Abend war es soweit. Schade, Borussia!
Danke, @BVB, für eine großartige Saison. #HejaBVB #Pokalfinale pic.twitter.com/DuqNEaiDPS
— Evonik (@Evonik) May 21, 2016
Auch wenn ich mega enttäuscht bin, dass die Dortmunder für ihren starken Pokalfight nicht belohnt worden sind, gilt mein Mantra: egal, wie das Pokalfinale ausgeht, egal ob Dortmunder Sieg oder Niederlage – mein Leben wird sich deshalb nicht nachhaltig verändern, weder positiv noch negativ.
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Und das schreiben die anderen
Eine kleine Twitter, Presse- und Bloggerschau zum DFB-Pokalfinale:
Diese Niederlage macht die BVB-Saison keinen Deut schlechter. Sie könnte die Geburtsstunde einer noch größeren BVB-Mannschaft sein.
— Tobias Escher (@TobiasEscher) May 21, 2016
Bayern stoisch zum Double gegen Tuchels Umstellungswahn
Ich verliere ja lieber 4 von 5 Endspielen als nie in einem zu stehen. #BVB
— BVB-Spielplan.de (@TinneffBlog) May 21, 2016
Bittere Niederlage – BVB verliert 3:4 im Elfmeterschießen
https://twitter.com/JungeMitDemBall/status/734125643416391680
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