Johannes Korten, vielen Menschen auf Twitter als @jkorten bekannt, ist heute gestorben. Die Umstände sind für mich als Außenstehenden genauso schrecklich wie unglaublich.
Und eigentlich darf ich mir als Außenstehender gar kein Urteil erlauben, denn ich kannte Johannes nicht persönlich.
Doch ich verfolge sein Leben – zumindest den Teil, den er uns in den sozialen Medien gezeigt hat mit Tweets, Facebook-Updates, Fotos auf Instagram und mit Eintragungen in seinem Blog – schon seit mehreren Jahren und maße mir an, ihn deshalb zumindest besser zu kennen als manchen Nachbar, der in meiner Siedlung wohnt.
Und genau deshalb muss und will ich einige Worte über Johannes schreiben.
Johannes lebt nicht mehr und hat seine Familie, hat seine Frau und seine zwei kleinen Kinder im Stich gelassen. Und das ist auch der einzige Vorwurf, der mir jetzt gerade in den Sinn kommt. Doch es steht mir nicht zu, ihn und seine Tat zu verurteilen. Das steht niemandem, ich betone: niemandem von uns zu.
Schließlich zeigen die Ereignisse dieses Montags nur eindringlich, wie groß seine innere Einsamkeit, wie verletzt seine Seele und wie verkümmert seine Zuversicht gewesen sein muss. Selbst seine Familie und der Gedanke daran, wie sehr sie ihn brauchen, hielten ihn nicht von dem Unaussprechlichen ab.
Er wird seit heute keine Fotos mehr von seinen Lieben auf Twitter posten, keine Bilder von seinem Lieblingsbäcker mehr zeigen und nie mehr so geistreich, so unterhaltsam und so nachdenklich bloggen.
Er wird uns nicht mehr über seine Musik zur Nacht informieren und keinen guten Wein und keinen guten Whisky zum Besten geben. Johannes ist seit heute nicht mehr unter uns.
Ich verurteile die Menschen, die sich jetzt als schlaue Besserwisser auf tun. Mein Mitleid gilt den Menschen, die still um einen guten Menschen trauern, der immer und immer wieder versucht hat, die Welt ein kleines bisschen menschlicher und lebenswerter zu machen.
Wir trauern um einen Menschen, der mit #einbuchfuerkai gezeigt hat, was Nächstenliebe bedeutet, und der einfach geholfen hat.
Doch er selbst konnte sich nicht helfen. Er ließ – so kann ich allerdings nur vermuten – keine Hilfe an sich heran und litt jeden Tag ein wenig mehr vor sich hin. Er litt so lange, bis er keine Kraft mehr hatte. So lange, bis er den Weg gegangen ist, den er gegangen ist.
Was bleibt, ist Betroffenheit und was bleibt, sind viele, viele Fragen. Fragen, auf die wir vermutlich keine Antworten erhalten werden.
Eins ist mir klar geworden. Wir müssen viel, viel achtsamer miteinander umgehen. Wir müssen viel, viel mehr auf den anderen hören, ihn verstehen und uns in seine Lage versetzen. Wir dürfen nicht immer wieder sagen “lass’ uns mal wieder telefonieren” oder “lass’ uns mal wieder treffen” – sondern wir müssen es einfach tun. Zum Telefon greifen. Treffen vereinbaren und auch einhalten.
Johannes, ich hoffe, es geht dir gut, wo du jetzt bist. Ich wünsche dir, deinen inneren Frieden gefunden zu haben.
Die Welt ist ein Stück dunkler geworden, seitdem du nicht mehr bei uns bist.
Johannes, ich werde dich vermissen.
Das Netz trauert um Johannes Korten
#waszaehlt – Johannes und das Netz #wirfuerhannes
#wirfuerHannes – Leb wohl Johannes Korten!
Der frühe Vogel fliegt nicht mehr – Goodbye Hannes! #wirfuerhannes
R.I.P. Johannes, danke für #EinBuchFuerKai
Johannes Korten ist tot: Erinnerungen #wirfuerhannes
Hannes´ Appell an uns
In seinem letzten Blogpost – der leider offline ist – hat er uns diese Worte mit auf den Weg gegeben:
Wenn ich einen letzten Wunsch hätte, dann wäre es der hier:
Schaut in jeder Situation gemeinsam nach vorn. Seid achtsam mit euch selbst und dann aufeinander. Macht die Welt im Großen wie im Kleinen wieder zu einem guten Ort. Lebt den Gedanken, dass das gemeinsam im Miteinander möglich ist, weiter.
Das wäre mir ein letzter Trost. Vielleicht bekommt mein Dasein dann doch noch einen Sinn.
Hannes, Du fehlst!
25. Juli 2016 um 16:29
Schöne Worte hast Du gefunden für einen, der viel dazu beigetragen hat das Netz, die Welt ein wenig besser zu machen. Und ja, sein Abschied sollte für uns alle die Verpflichtung sein, achtsam miteinander umzugehen, den anderen Menschen zu sehen und uns um ihn zu sorgen.
Pingback: Johannes Korten, 1974-2016 | nullenundeinsenschubser
26. Juli 2016 um 09:18
Ich kannte Johannes nicht, weder als Blogger noch privat. Dennoch geht es mir nahe. Habe zuerst hier bei dir davon gelesen, dann gestern Abend noch auf einer Nachrichten-Seite. Traurig. Meine Gedanken sind bei seiner Frau und seinen beiden Kleinen. Mogen sie gut durch’s Leben kommen.
26. Juli 2016 um 18:29
Es fällt mir so schwer, die schwarzen Wolken zu begreifen. Unfassbar.
Pingback: Als Läufer Auge in Auge mit dem Selbstmord > Persönliches > ProjektLaufen2016, Bahn, Jogging, Laufen, Rezension, Running, Selbstmord, Suizid
Pingback: #waszaehlt – Johannes und das Netz #wirfuerhannes – Alexander Schnapper