Ein Ostwestfale im Rheinland

Das Leben jenseits des Rheins in mehr oder weniger weisen Worten.

Das war mein erster Halbmarathon beim Venloop in Venlo 2017

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Leichter Kopfschmerz pocht an meine Schläfe. Es ist kurz nach halb acht am Sonntag Morgen. Vor dem Klingeln des Weckers um 7:45 Uhr bin ich bereits wach.

Und das, obwohl mir die Sommerzeit eine Stunde Schlaf gestohlen hat. Obwohl ich erst nachts um eins im Bett gelegen habe. Aber das ist immer so, wenn ein Wettkampf bevorsteht. So wie an diesem Sonntag. Um 14 Uhr startet der Venloop. Mein erster Venloop überhaupt. Und mein erster Wettkampf im Jahr 2017.

Pasta-Party mal anders

Als ich die Einladung zur Geburtstagsfeier am Samstag Abend bekommen habe, war klar: ein Feierbiest kannst du auf der Fete nicht werden. Das eine oder andere Bier (waren es vier oder fünf?) gab es, das leckere Gegrillte schmeckte ebenfalls. Und der Nudelsalat geht doch auch als Pasta-Party durch, oder?

Am nächsten Morgen fühlte ich mich trotz des leichten Kopfwehs fit. Aus dem Bett ab in die Küche, den ersten Kaffee genießen und Frühstück machen. Draußen war es um kurz vor acht mit vier Grad frisch, doch nachmittags waren für Venlo Sonne und 15 Grad angesagt. Beste Voraussetzungen also.
Die Wahl der Laufklamotten war dementsprechend einfach und fiel mir leicht. Grüne Kompressionsstrümpfe von CEP, schwarz-grüne kurze Tights, ein grünes, kurzes Laufshirt von Puma und die frisch eingelaufenen Adidas Supernova von Laufsport Bunert.

Power-Frühstück

Traditionell gab es mein Power-Frühstück. Vollkorn-Toast mit Nutella und Bananenscheiben, einige Kaffees und einige Gläser Wasser. Die Aufregung konnte ich gut beiseite schieben, doch als ich um viertel nach zehn die Laufklamotten eingepackt hatte und mit dem Auto zum Treffpunkt an der A52 gefahren bin, wurde es langsam ernst.
Ich hatte mich vor wenigen Wochen in der Facebook-Laufgruppe einer Fahrgemeinschaft angeschlossen. Weil ich wenig Lust hatte, in Venlo herumzuirren, habe ich auf die Erfahrung der Lauf-Veteranen gesetzt und ließ mich bequem in die Niederlande zum Event kutschieren und mir den Weg zum Start weisen.

Auf dem Weg zum Wettkampf

Gegen halb elf und damit viel zu früh bin ich auf dem Park and Ride Parkplatz angekommen. Nach und nach trudelten die Sportler ein und dann konnte es um elf Uhr Richtung Autobahn nach Venlos losgehen. Während sich viele für den Shuttle-Bus am Venloer Stadion Richtung Innenstadt entschieden haben, sind wir gemütlich dorthin spaziert.
Direkt nach der Ankunft erblickte ich ein vertrautes Gesicht. Eine Arbeitskollegin war mit der kompletten Familie unterwegs, um sich und ihren Mann beim Venloop-Debüt anfeuern zu lassen. Um kurz vor zwölf hatten wir das Epizentrum des Laufsports erreicht und die Sonne ließ sich immer häufiger am Himmel blocken.

Und es stimmte wirklich: Der Venloop ist wie ein großes Treffen der Läufer. Julia S. und Ralf M. kannte ich bisher nur aus der virtuellen Laufgruppe, während ich mit Thomas W. zumindest schon einmal rund um den Borussia-Park gelaufen bin. Auch den legendären Klaus Nofftz konnte ich erstmals live und in Farbe erleben.

Klaus hier, Klaus da, war heiß begehrter Ratgeber für Renntaktik und Strategie  Nachdem ich mich durch die Frauen-Traube gekämpft hatte, die sich um ihn gebildet hat (Womanizer!), hatten wir Zeit für ein kleines Päuschchen. Klaus hatte einige Tipps parat: Bei Gegenwind eher langsamer laufen und nach zehn Kilometern eine Trink- und Gehpause einlegen. Das bringt mehr Kraft. Und auf keinen Fall zu schnell anlaufen.

Ich erkenne keine Bekannten!

Um kurz nach eins hat mich ein Mann mit Brille angesprochen: “Bist du Marc Höttemann?” Es war Holger K., dem ich vor einem Jahr einen Rabatt-Gutschein für eine Epson Runsense SF 810 geschenkt hatte. Er war auch das erste Mal beim Venloop und wir nutzten die Zeit für einen kleinen Plausch.

Und das sollte nicht das einzige Mal gewesen sein. Auch Angelika K.-H. sprach mich im Startblock an und es blieb Zeit für eine Unterhaltung. Mich ärgert es, wenn ich niemanden erkenne, das wirkt so wenig wertschätzend 🙁 Als ich nach dem Lauf durch die Facebook-Laufgruppen gescrollt bin, gab es weitere Läufer, die auch in den Niederlanden gewesen sind, die ich aber nicht sprechen konnte. Insbesondere bei Stefan R. und Sven J. bedauere ich das besonders.
Die Stimmung genießen, einfach den Lauf genießen – das waren die Sätze, die ich rund um mich herum am häufigsten gehört habe. Und so ist es doch auch. Die meisten Läuferinnen und Läufer sind wegen des Spaßes und der Stimmung in Venlo. Und das zu recht!

Die Renntaktik

Schon einige Wochen vor dem Lauf hatte ich mir das Ziel Sub 1:50 gesetzt und war gespannt, ob das hinhaut.

Um halb zwei ging es Richtung Startblock und ich habe mich in der Zielzeit 1:45 bis 2:00 Stunden eingereiht. Genauer gesagt im ersten Drittel des Blocks, denn ich wollte es vermeiden, im Startgewusel stecken zu bleiben und um es nicht zu langsam, aber auch nicht zu schnell anzugehen.
Rhythmische Trommelklängen beschallten die Läuferinnen und Läufer und weckten meine Vorfreude und Lust auf den Lauf. Die Nervosität war verschwunden und ich hatte nur noch Bock auf den Lauf.
Inzwischen war der Himmel überwiegend blau, die Wolken verschwunden und die Sonne sorgte für ein wärmendes Wohlfühl-Gefühl. Ich wusste, mir passiert heute und hier nichts, ich kann nur gewinnen.
Beim Warten auf den Startschuss gingen mir tausend Gedanken durch den Kopf. Hätte ich mehr trinken sollen? Hätte ich vor dem Lauf doch noch eine Banane oder einen Powerriegel futtern sollen? Beides hatte ich nicht gemacht. Doch um 14 Uhr war das alles egal und es ging los.

Der Wettkampf

Für mich lief es zu Beginn super. Ich kam flott, aber nicht zu schnell vom Start los und die Pace pendelte sich bei knapp über fünf Minuten ein. Auch nach fünf und zehn Kilometern lag ich stabil bei einer 5:09er-Pace. Das sah gut aus. Wenn ich meine Zielzeit erreichen wollte, durfte die Pace nicht über 5:12 Minuten rutschen.
Der Lauf fühlte sich wie eine Playlist in Dauerschleife an. Und das Publikum war einfach phantastisch. Kinder wollten abgeklatscht werden (natürlich mache ich da mit!) und bei Kilometer 2,6 und 9 sowie beim Zieleinlauf war das Publikum so dichtgedrängt an der Laufstrecke, dass die Gänsehaut-Momente einfach nicht aufhören wollten.

Ab Kilometer 17 wanderte die Pace über die magische Marke und ich habe das Tempo angezogen. Doch mit dem geplanten Endspurt wurde es nichts. Die Kraft war futsch, einfach verloren gegangen. Meine Zielzeit von 1:51:13 bedeutete dennoch eine neue persönliche Bestzeit auf der Distanz von 21,095 Kilometern.
Die Gründe für das knappe Verpassen meiner Wunschzeit sind vielfältig und sorgen für Fragezeichen bei mir:

  • Hätte ich nicht am Vorabend Geburtstag feiern sollen?
  • Hätte ich vor dem Lauf noch einen Happen essen sollen?
  • War es richtig, an keiner der Verpflegungsstationen Halt zu machen und etwas zu trinken oder zu essen?
  • Wäre das Powergel richtig gewesen, auf das ich bewusst verzichtet habe?
  • Habe ich die Sonne unterschätzt?
  • Und viele weitere Fragen mehr.

Laufen, weil es Spaß macht

Nach einer Nacht drüber schlafen weiß ich: das ist vollkommen egal. Denn ich laufe, weil es Spaß macht. Was hätte es mir gebracht, wenn ich die Sub 1:50 geschafft hätte? Es sind nur Zahlen, mehr nicht.

https://twitter.com/Ostwestf4le/status/846339613815910401

Insbesondere als ich auf den letzten zwei Kilometern gespürt hatte, dass mein Puls über 180 steigen wollte und mir leicht schummerig wurde, ließ ich die Vernunft siegen und drosselte das Tempo.
Und es ist immer das Beste, auf den Körper zu hören. Das gilt umso mehr, nachdem ich von dem tragischen Todesfall eines 23-jährigen bei Kilometer 4 beim Venloop gehört habe. Der Halbmarathoni hatte einen Herzstillstand, wurde reanimiert, ist aber in der Klinik verstorben 🙁 Das ist es nicht wert, für einen Lauf bis an die Grenze des gesundheitlich Erlaubten zu gehen.

Ich freue mich über einen feinen Lauf, die vielen Begegnungen mit Gleichgesinnten und über einen ereignisreichen Tag in Venlo!

Das Ende des Tages

Nach Isogetränken, Wasser und Bananen nach dem Zieleinlauf waren meine Speicher wieder aufgefüllt und es ging um fünf Uhr mit leicht schweren Beinen zurück zum Auto.

Die zwei, drei Kilometer bis zum Stadtrand von Venlo waren ideal zum Auslaufen. Abends daheim fühlte ich mich richtig platt. Die Beine und Füße schmerzten, und haben mich daran erinnert, dass ich ordentlich Gas gegeben habe. Die Enttäuschung beim Zieleinlauf ist immer mehr dem Stolz auf meine neue persönliche Bestzeit gewichen.

Mehr zum Thema Laufen in meiner Artikel-Serie “Projekt Laufen”

Alle bisherigen und künftigen Beiträge zum Thema Laufen findet ihr unter #ProjektLaufen2014, unter #ProjektLaufen2015 unter #ProjektLaufen2016 und #ProjektLaufen2017.

Autor: Marc

Hallo, ich bin Marc. Schön, dass Du bei mir im Blog vorbeischaust. Hier mein Leben in weniger als 140 Zeichen: Passionierter Läufer, Bücherfreund, iPhone 12, ipad mini 2, Social Media, nur der BVB, Reiseblogger, Vater, (Ehe-) Mann, Chef. Ich bin übrigens auch bei Facebook, und Twitter zu finden.

9 Kommentare

  1. Herzlichen Glückwunsch zum erfolgreichen Finish! Schade, dass wir uns nicht getroffen haben – aber es war einfach viel zu voll in Venlo. Wie immer. 🙂

  2. Hallo Marc ,

    ich kenne dich zwar nicht und bin durch Zufall auf dieser Seite gelandet. Glückwunsch zu deinem erfolgreichen Lauf. Ich war das dritte Mal dabei und bin mit drei anderen zusammen gelaufen. Ohne besonderes Zeitziel (bisherige Bestzeit hier 01:48 ). Da wir alle eher schlecht trainiert waren wollten wir es diesmal einfach wirklich nur geniessen. Wir sind kurz nach KM 5 an dem später verstorbenen Läufer verbeigekommen, als er reanimiert wurde. Das war wirklich furchtbar.

    Weshalb ich aber eigentlich schreibe beruht auf deiner kurzen Einführung wie du dein Leben in weniger als 140 Zeichen beschreibst:

    “… Hier mein Leben in weniger als 140 Zeichen: Google-Fan, Sony Xperia Z5 compact, ipad mini 2, BlackBerry Classic, Android, iPad 4, … ”

    Du solltest vielleicht dein Leben besser mit dir, deiner Familie und deinem tollen Hobby Laufen beschreiben als wie ein Media Markt Prospekt zu klingen 🙂

    Sportliche Grüße aus Krefeld
    Hans Jörg Tanaka

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