Am Samstag Morgen, dem letzten Samstag im August, sah das Wetter perfekt für meinen langen Lauf aus. Bewölkt und gerade mal zwanzig Grad. Ab Mittag drehte sich aber das Ganze, die Sonne ließ sich immer häufiger blicken und es waren 27 Grad.
Erste Zweifel kamen in mir auf. Sollte ich heute wirklich mehr als dreißig Kilometer laufen? Andererseits sprach einiges dafür, die Herausforderung anzunehmen. Ich wollte erstmals mit Trinkgürtel unterwegs sein, erstmals die Einnahme von Energiegels ausprobieren und außerdem hatte ich richtig Bock und mich die ganze Woche auf die überlange Tour gefreut.
Tipps vom Ironman
Am Freitag hatte ich mir noch Tipps von einem Ironman geholt. Mein Arbeitskollege riet mir unter anderem, etwas Geld für einen Kiosk dabei zu haben, wenn ich einen Cola-Schub ab Kilometer 25 benötige. Außerdem habe ich mir einen spannenden Thriller als Hörbuch heruntergeladen, um erst gar nicht viel zu schnell zu starten.
Als Ziel hatte ich mir für den Anfang eine Pace von 6:00 bis 6:20 Minuten gesetzt und war gespannt, ob ich das aushalte. Bekanntlich starte ich immer viel zu schnell, um dann konditionell einzubrechen. Mittags gab es Nudeln zu essen und ich sorgte schon früh für ordentlich Flüssigkeitszufuhr, um nicht frühzeitig auszutrocknen.
Und dann war es soweit. Mit den Adidas Supernova an den Füßen, Energiegels am Mann und dem Trinkgürtel um die Hüften ging es los. Ich war ein wenig nervös, obwohl es dazu null Grund gab. Schließlich bin ich bereits schon zweimal einen Dreißiger gelaufen und das sogar ohne Wasser und Gels! Komisch, dass die Nerven dennoch mit mir durchgingen.
Das erste Mal mit Trinkgürtel unterwegs
Das erste Mal mit dem Trinkgürtel war eine Rödelei. Sechs Flaschen a 200 Milliliter kann ich mit meinem Modell verwenden, habe mich aber nur für vier von ihnen entschieden. Zuvor habe ich ordentlich getrunken und sollte insofern gut mit den 0,8 Litern klar kommen. Von den Energiegels hatte ich zwei mit, wollte allerdings planmäßig nur eins nutzen.
Schon bald zeigte sich, dass ich ruhig großzügiger mit dem Wasser hätte planen sollen. Die Sonne kam immer häufiger zum Vorschein und sorgte für ein schweißtreibendes Vergnügen. Ich war so froh, dass ich das Wasser mit dabei gehabt habe. Erstmals habe ich bei Kilometer 12,5 das erste halbe 0,2 Liter Fläschchen geleert und ab Kilometer 17 im zwei Kilometer-Abstand die übrigen Ampullen. Das reichte perfekt bis Kilometer 31.
Energiegel? Igitt!
Weniger gut lief meine erste Energiegel-Erfahrung. Nach 21 Kilometer nahm ich das Orangen-Geschmack-Gel zu mir und musste mich zusammenreißen, das Würgegefühl zu unterdrücken. Das Gel war in meiner Tasche warm geworden und schmeckte neben Orange nur schleimig. Und der gewünschte Effekt (neue Power) stellt sich nicht wirklich ein. Im Gegenteil.
Ab Kilometer 25 wurde das Laufen eine echte Qual. Die Pace rutschte auf sieben Minuten und ich kämpfte und kämpfte und kämpfte. Nicht nur einmal kam mir der Gedanke ans Aufgeben. Doch Aufgeben war und ist für mich weiterhin keine Option.
Ich biss auf die Zähne und lief. Eiskalte Cola floss in meinen Gedanken die Kehle hinunter, als ich den 28. Kilometer hinter mich gelassen hatte. Die Sonne brannte zu diesem Zeitpunkt seit eineinhalb Stunden vom Himmel.
Im Ziel – und doch unzufrieden
Irgendwie bin ich zu Hause angekommen. Zurück daheim löschten ein halber Liter alkoholfreies Weizen und ein Liter Coke Zero meinen ersten Durst. Die restliche Flüssigkeit habe ich mit kaltem, klarem Wasser zu mir genommen.
Noch nie bin ich so weit und so lang gelaufen. Und doch kann ich mir nicht vorstellen, in 224 Tagen meinen ersten Marathon zu finishen. Wie soll ich das packen, wenn ich nach nicht mal 32 Kilometer so ins Schwimmen komme? Das erste Mal spüre ich Zweifel in mir aufkommen, was mein großes Projekt #DeinErsterMarathon angeht.
Mit einem Tag Abstand hat sich meine Unzufriedenheit gelegt. Ich bin gelaufen und habe es durchgezogen. Die Wetterbedingungen waren alles andere als optimal. So eklig das Gel auch geschmeckt hat: ich habe es vertragen und werde andere Präparate testen. Und eine weitere positive Erfahrung spürte ich am Sonntag eine Nacht nach dem Lauf: ich hatte keinerlei körperliche Beschwerden in den Muskeln oder den Knien. Ich bin fit für lange Distanzen.
Mehr zum Thema Laufen in meiner Artikel-Serie “Projekt Laufen”
Alle bisherigen und künftigen Beiträge zum Thema Laufen findet ihr unter #ProjektLaufen2014, unter #ProjektLaufen2015 unter #ProjektLaufen2016 und #ProjektLaufen2017.
3. Oktober 2017 um 09:44
Hi und Hut ab.
Das Wichtigste ist, dass du die 30 geknackt hast und vor allem an den Folgetagen keinerlei Beschwerden hattest. Darauf lässt sich aufbauen. Das Gel lässt sich austauschen und ansonsten… weiter so! Auf in Richtung 42km! 🙂
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22. Oktober 2017 um 17:12
Moin Marc!
Hut ab und Kopf hoch.
Du hast noch ewig Zeit bis zum Take off und so wie ich dich “kenne” wirst du die 42,195 km ohne Probleme bewältigen.
Rock das Ding und mach dich nicht verrückt.
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