Vor achtzehn Jahren war ich am Freitag Morgen aufgeregt. Nur wenige Stunden später sollte ich das Standesamt in Beverungen als Ehemann verlassen.
In Erinnerung an meine Oma Else haben wir uns bewusst für den 30. Juni als Datum der standesamtlichen Trauung entschieden. Drei Jahre zuvor haben wir just an diesem Tag unsere Verlobung “vollzogen” (was für ein doofes Wort in diesem Kontext) und mit meiner Oma ihren 75. Geburtstag gefeiert.
Unsere Hochzeit sollte Oma nicht mehr erleben dürfen. Sie ist im April 1999 verstorben. 14 Monate später stand neben dem Standesamt einen Tag später die kirchliche Hochzeit auf dem Programm. Nach der Vermählung in der evangelischen Kirche, in der ich bereits getauft wurde und auch Anne mit dem Wasser aus dem Taufbecken in die Gemeinschaft der Christen aufgenommen wurde, ging es zur Feier in die hiesige Gaststätte. Bis weit in die Nacht hinein wurde gefeiert.
Damals waren wir verdammt jung (aussehend):
Wo ist die Zeit geblieben?
Ich hatte es bereits gestern drüben geschrieben: 18 Jahre ist dieses Ereignis her und 18 Jahre sind Anne und ich mit dem heutigen Tag verheiratet. Unsere Lebensgemeinschaft ist damit volljährig geworden. Und ich frage mich: wo ist die Zeit geblieben?
Wenn ich mir heute das Hochzeitsfoto mit den zahlreichen Verwandten, Freunden und Bekannten anschaue, bin ich erschrocken, wie viele unserer Gäste inzwischen verstorben und nicht mehr bei uns sind. Das beginnt bei meiner Omi, geht über gute Freunde meine Eltern und weiteren Verwandten. Paare sind geschieden, Freundschaften zerbrochen und andere Menschen haben sich einfach aus den Augen verloren.
Viel ist passiert!
Und was ist alles in dieser Zeit passiert… Nicht nur persönlich (vom Fettsack mit mehr als 94 Kilo zum Hungerhaken mit 18 Kilo weniger – und da ist wieder die magische Zahl 18 🙂 ) und privat (Heirat, erster Sohn, Haus gebaut, zweites Kind, Baum gepflanzt), sondern auch beruflich (vom Sachbearbeiter und Azubi zum Diplom-Bankbetriebswirt und Abteilungsleiter) und sportlich (Heja BVB – mehrfach Deutscher Meister und Pokalsieger, Champions League-Finalist und und und sowie Deutschland Weltmeister 2014).
Das Familienleben ändert sich
In den 18 Jahren hat sich auch das Familienleben geändert. Bis 2003 sind Anne und ich zu zweit gewesen, bevor Liam am 2. April in unser Leben getreten ist und sich einiges geändert hat. Dreieinhalb Jahre später, am Martinstag des Jahres 2006 hat Luke das Glück verdoppelt und inzwischen darf sich Anne um drei kleine und große Jungs kümmern.
Beide Söhne sind inzwischen auf der weiterführenden Schule und so schön die Kleinkind-, Kindergarten- und Grundschulzeit auch gewesen ist: ältere Kinder sind klasse und ermöglichen uns Erwachsene mehr Freiheiten. Allerdings mit dem weniger schönen Nebeneffekt, dass wir Ausflüge am Wochenende meist zu dritt oder manchmal sogar nur in trauter Zweisamkeit unternehmen.
Alles hat seine Zeit. Das hat vor vielen, vielen hunderten von Jahren ein weiser Mensch gesagt (Prediger 3,1-8). Und so ist es, und so gilt es auch für das Familienleben, das sich ändert.
Und wie geht es weiter?
18 Jahre sind eine lange Zeit. Und es ist lange noch nicht vorbei. Vom jungen Mann bin ich inzwischen zum grauhaarigen Mid-Ager mutiert. Macht mir das Sorge? Droht mir die Midlife-Crisis? Nein, keineswegs. Daran hat der Jungbrunnen Laufen allerdings auch einen gehörigen Anteil. Trotz des einen oder anderen körperlichen Malus´ (ich sage nur: Runner´s Anaemie) fühle ich mich fit und gesund wie nie und das fühlt sich verdammt gut an.
Auch wenn meine Eltern, besonders meine Mum, einen Schrecken bekommen, wenn sie mich nach ein paar Wochen Pause – bekanntlich wohnen wir 240 Kilometer von der alten Heimat entfernt – leibhaftig vor sich sehen – ich fühle mich wohl in der Haut und arbeite nicht bewusst darauf hin, schmaler und dünner zu werden. Bei aktuell 76 Kilo oder knapp darunter und Shirt-Größe M, Jeans mit Bundweite 32 bis 33 und Hemden in Slim fit reicht es aber jetzt auch 😉
Es gibt Probleme? Lass´ uns scheiden!
Wenn ich Zeitungsartikel über die Trennungsrate deutscher Paare lese, komme ich mir mit 18 Jahren Ehe wie ein Dinosaurier vor. Auch wenn die Scheidungsrate mit knapp 40 Prozent seit Jahren kontinuierlich sinkt, ist die Zahl krass.
Aber woran liegt es, dass die Ehen nicht nur immer häufiger, sondern auch immer früher annuliert werden? Ich habe da so meine eigene Theorie. Menschen reden immer weniger und immer seltener miteinander. Sobald es Probleme gibt, wird Reißaus genommen und nicht gemeinsam nach einer Lösung gesucht.
Es scheint einfacher zu sein, den Problemen davonzulaufen als sich auf eine gemeinsame Lösung zu einigen, bei der beide Partner ein Stück weit auf den anderen zugehen müssen. Die Dialog- und Konfliktbereitschaft sinkt stetig und damit auch das Interesse am Partner. Und das ist oft der Anfang vom Ende.
Auf die nächsten 18 Jahre!
Solch ein Verhalten finde ich nicht nur absolut daneben, sondern bin auch der Meinung, dass es sich Paare damit zu einfach machen. Gleich bei der ersten Schwierigkeit abzuhauen und alles in Frage zu stellen, spricht nicht für Stetigkeit und Durchhaltevermögen.
Auch in unserer Ehe ist nicht alles super und wir sind nicht nur durch schöne Zeiten gegangen. Wir haben auch Durststrecken erlebt und mussten Herausforderungen meistern. Das haben wir gemeinsam getan und trotz temporärer Bockigkeit einzelner 😉 immer wieder das Gespräch gesucht. Das ist nicht immer einfach und macht nicht immer Spaß. Aber es ist der richtige Weg.
Und ich bin mir sicher: Damit sind wir bestens präpariert für die nächsten Jahre. Bevor es aber an die nächsten 18 Jahre geht, steht in sieben Jahre die Silberhochzeit auf dem Plan. Mein immer stärker ergrautes Haupthaar hat das bereits einen zeitlichen Vorsprung 🙂
Alles Liebe zum Hochzeitstag, Anne!
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