Am vergangenen Montag stand eine berufliche Reise nach München auf meinem Programm.
Anders als sonst habe ich mich bereits im April gegen das Flugzeug und für die Bahn entschieden und Tickets gekauft. Damals hatte ich keinen blassen Schimmer, wie katastrophal die Situation am Airport Düsseldorf in den Sommermonaten werden sollte. Aber das ist eine andere Geschichte.
Ich hatte also die Fahrkarten besorgt, hatte eine Reservierung im ICE-Sprinter, der von Düsseldorf nach München mit wenigen Halten rast, und war guter Dinge. Bis ich am Reisetag einen Blick auf die Bahn-App geworfen habe: mindestens eine von drei S-Bahnen fiel pro Stunde aus, manche Bahnen sogar noch häufiger.
Als passionierter Pendler wusste ich Rat: einfach ein oder besser sogar zwei Bahnen früher nehmen. Gesagt, getan. Statt um 11:43 Uhr wollte ich schon um 11:03 Uhr gen Düsseldorf fahren. Doch denkste! Dieser Zug ist ausgefallen. Und auch der nachfolgende Zug um 11:23 Uhr ist nicht gefahren.
https://twitter.com/ostwestf4le/status/1546424892626714626?s=27&t=lJOSx4SMG0EFwJYRAV_hYA
Stoische Gelassenheit hilft
Der Grund: Reparaturarbeiten am Gleis. Okay, kann passieren. Als die dritte Bahn in Serie ausgefallen ist, wurden die wartenden Passagiere immer ungehaltener. Als passionierter Pendler habe ich mir im Laufe der Jahre in dieser Hinsicht eine stoische Gelassenheit angeeignet, so dass mir der dreifache Ausfall der S8 nur ein müdes Lächeln abringen konnte.
Ich hatte aber auch gut reden. Ich musste nicht pünktlich am Arbeitsplatz sein. Ich musste nicht meine quengelnden Kinder am Bahnsteig bei Laune halten. Ich musste mich nicht über den verpassten Anschlusszug in Neuss oder Düsseldorf ärgern.
Ich wollte nur im Laufe des Abends in München ankommen. Meine Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Anstelle um elf Uhr kam die erste Bahn nach geschlagenen eineinhalb (!) Stunden. Um kurz vor eins wurde der einfahrende Zug mit tosendem Applaus von wütenden Bahnkunden begrüßt.
https://twitter.com/ostwestf4le/status/1546442624038584321?s=27&t=9CxXotBPoJM7tX1wTxtNTw
Der Geister-ICE
Als ich um kurz vor eins in Düsseldorf angekommen bin, hatte ich eine weitere wunderliche Erfahrung machen dürfen. Laut Bahn-App sollte der nächste Schnellzug um 13:24 Uhr nach München fahren.
Auf der digitalen Anzeigetafel war allerdings auch ein ICE 629 vermerkt, der bereits um 13:05 Uhr in die bayerische Hauptstadt reist. Dieser Zug war auch auf dem Abfahrten-Plakat am Bahnsteig zu finden. Wieso war der Zug nicht in der App zu sehen? Handelt es sich um einen Geisterzug?
Ich war mutig und setzte mich in das fast leere Abteil. Den ICE 629 gibt es wirklich. Und im Gegensatz zu dem Sprinter, der nur knapp fünf Stunden für die Strecke braucht, ist der 629er eine halbe Stunde länger unterwegs, weil es auch Halte in Limburg und Montabaur gibt.
Diesen Malus habe ich gern in Kauf genommen und bin im Großen und Ganzen entspannt in München angekommen.
https://twitter.com/ostwestf4le/status/1546538584169119745?s=27&t=YQ2vwW0FoErwS5wra8pqGw
Katastrophale Kommunikationspolitik
Lange Rede, kurzer Sinn: die Baustellen-Situation zwischen Neuss und Mönchengladbach ist eine Katastrophe!
Die Meldungen über Ausfälle von Fahrten sind entweder nicht verfügbar oder falsch. Solche Erfahrungen steigern nicht das Vertrauen in die Deutsche Bahn und sorgen insbesondere bei Pendlern für Frust und Unverständnis.
Diese katastrophale Kommunikationspolitik muss sich dringend verbessern – ansonsten gelingt die Verkehrswende niemals 🙁